Erntedank

Ende September beginnt der Herbst. Die Tage werde immer kürzer, die Natur färbt sich rot und gold und immer häufiger wird es Zeit für Mütze und Schal. Bald nach Herbstanfang wird in den Kirchen und Gemeinden Erntedank gefeiert, denn der Herbst ist auch die Zeit die Ernte einzufahren. Aber Moment! Ich wohne mitten in Köln. Mein Obst und mein Gemüse kommen nicht aus dem Hofladen, sondern aus dem Supermarkt. Das Angebot ist im Herbst nicht viel anders als im Rest des Jahres. Der Altar in meiner Kirche ist am Erntedanksonntag mit allerlei Obst und Gemüse geschmückt. Auch eine Schubkarre stehe da und ein Heuballen mit Mistgabel. Das alles mitten in Köln.

Wenn ich weiter nachdenke, stellt sich mir die Frage, ob das Erntedankfest überhaupt noch zeitgemäß ist. In einer Zeit, wo andauernder Regen die Kartoffeln auf dem Feld verfaulen lässt, wo Dürren das Getreide vertrocknen lassen und wo Gentechnik nötig ist, um das Maximum aus der Erde herauszuholen. Die Frage ist natürlich theoretisch.

Ich brauche Erntedank – mit Mistgabel und Schubkarre. Das Fest erinnert mich daran dankbar zu sein. Dankbar für das was ich habe, für meine Familie, für meinen Job und meine Freunde. Dankbarkeit hat dabei viel mit Zufriedenheit zu tun. Immer und überall zufrieden zu sein, das fällt mir, wie wohl den meisten Menschen, schwer. Aber Ernstdank erinnert mich daran, dass mein Leben, mit allem was dazu gehört, einen Ursprung hat. Es ist von Gott gewollt, der mir sagt „Siehe ich bin hier“ (Jes 58,9). Wenn ich in die Schöpfung schaue, dann kann ich Gott entdecken.

Der Erntedanktag erinnert mich daran dankbar zu sein. Dankbar für mein Leben, für das, was auf meinem Tisch steht, für die Kraft auch Schmerzen auszuhalten, den Tag zu genießen und in Urlaub zu fahren. Das macht mich zufrieden.

Für was sind Sie dankbar? Denken Sie einmal darüber nach. Nicht nur am Ernstdanktag. Mit Dankbarkeit zu leben, macht zufrieden. Es schenkt Zufriedenheit.

Pfarrer Oliver Mahn

Ev. Kirchengemeinde Köln-Zollstock