Nachrichten von der Frühjahrssynode 2018 des Kirchenkreises Köln-Süd: Hauptthema „Gottesdienst wirkt in allen Milieus“

„Gottesdienst wirkt – Wirkfelder des Gottesdienstes entdecken und gestalten“ lautete das Hauptthema der Frühjahrssynode des Kirchenkreises Köln-Süd. Superintendent Dr. Bernhard Seiger begrüßte 84 Synode im Berufsförderungswerk Köln der Diakonie Michaelshoven. Begonnen hatte die Synode mit einem Gottesdienst in der Erzengel-Michael-Kirche. Pfarrerin Simone Drensler, Skriba im Synodalvorstand, predigte über zwischenmenschliche Begegnungen und solche mit Gott. „Begegnung zwischen Menschen braucht mehr als zwei Exemplare, die zufällig aufeinander treffen. Begegnung braucht Gelegenheit und Zeit, sich zuwenden zu können. In Beziehungen kann diese Zuwendung unendlich schön, aber auch unendlich anstrengend sein.“ Die Zuwendung zu Gott, der Dialog mit ihm, sei ihr Fundament, sagte die Pfarrerin: „Gott ist offen für uns. Wir Menschen müssen uns nur hinwenden. Gott ist immer schon da und wartet.“ Simone Drensler erinnerte an die Geschichte von Hagar in der Wüste, die von Gott getröstet wurde und dankbar ausrief: „Du bist der Gott, der mich sieht.“ Superintendent Dr. Seiger verabschiedete während des Gottesdienstes Pfarrer Hartmut Müggenburg, 2. stellvertretender Skriba, und Heike Kümpel, stellvertretendes Mitglied des Kreissynodalvorstandes. Beide stellten ihre Ämter zur Verfügung.

Launiger Vortrag über Gottesdienste

Mit einem launigen Vortrag leitete Pfarrer Christian Binder die Kleingruppenarbeit der Synodalen zum Hauptthema ein. Der Dozent in den Fachbereichen Gottesdienst & Kirchenmusik sowie Fortbildung im Gemeinsamen Pastoralkolleg in Villigst/Schwerte berichtete zunächst von einem Freund, der in der Waschmaschinen-Herstellung tätig ist. Der habe gesagt: „Wir können die beste Waschmaschine der Welt bauen. Dafür müssten wir aber auf das Bullauge verzichten. Dann wäre die Maschine jedoch unverkäuflich. Die Kunden wollen sehen, was im Inneren passiert.“ Was wollen die „Kunden“ im Gottesdienst? „81 Prozent wollen eine gute Predigt, 77 Prozent wollen Zuversicht vermittelt bekommen, 74 Prozent wollen, dass wichtige Themen der Gegenwart vorkommen, 72 Prozent wünschen sich Gemeinschaft und 70 Prozent eine zeitgemäße Sprache. 40 Prozent hätten gern mehr moderne Lieder wie Gospel“, zitierte Binder aus Umfragen.

Sechs „lebensweltliche Milieus“

Der Referent hatte sechs „lebensweltliche Milieus“ ausgemacht, die allesamt verschiedene Erwartungen an einen Gottesdienst hätten. Da sind die „Hochkulturellen“, die Gottesdienste als Ausdruck christlicher Kultur verstünden und Bach als fünften Evangelisten betrachteten. „Sie wollen gerne auch spüren, dass der Pfarrer studiert hat.“ Die „Bodenständigen“ begeisterten sich für „schöne alte Lieder“. Die Predigt solle ans Herz gehen, das Politische in der Kirche lehnten sie ab. Die „Geselligen“ kämen gerne mit Kindern zum Gottesdienst, seien nicht böse, wenn die Predigt durch ein Anspiel ersetzt werde, und erwarteten in der Kirche etwas Relevantes für ihr Leben. Für die „Kritischen“ stünden Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung an erster Stelle. Sie stünden der Institution Kirche kritisch gegenüber, wollten sich aber im Gottesdienst etwas Gutes tun. Die „Mobilen“ dächten, Gottesdienste seien eher etwas für Kinder und Alte. Wenn sie kämen, dann spontan. Und dann würden sie spannende und authentische Menschen erwarten. Weihnachten seien sie aber immer dabei. Und dann gebe es noch die „Zurückgezogenen“, die hauptsächlich über das Fernsehen mit der Welt verbunden seien. Sie erwarteten den Gottesdienst als sicheren Ort in einer gefährlichen Welt.

Showmaster und Würdenträger

„Bei so vielen widersprüchlichen Erwartungen ist der Gottesdienst als Mitte der Gemeinde natürlich ein schwieriges Unterfangen“, resümierte Binder. Die mittlerweile eingestellte Fernsehsendung „Wetten dass“ sei wohl das letzte Lagerfeuer gewesen, um das sich die große Mehrheit der Gesellschaft gemeinsam versammelt hätte. Ein Pfarrer oder eine Pfarrerin müssten Showmaster und gleichzeitig geistlicher Würdenträger sein. „Die Vermittlung einer fröhlichen Grundstimmung ist wichtig. Die Menschen möchten Lebensfreude spüren. Rituale würden Handlungssicherheit schaffen. „Die Menschen wollen im Gottesdienst Ästhetik und ihre Freude am Schönen und Guten wahrnehmen. Bei den Räumen und in Musik sind wir schon ziemlich gut. Bei Essen und Trinken haben wir noch Luft nach oben.“

Mit dem Luftballon in der Hand kommentierten die Synodalen den Vortrag von Christian Binder

Überschuss großzügig verteilt

Positive Zahlen präsentierte Lothar Ebert, Vorsitzender des Finanzausschusses des Kirchenkreises, aus dem abgelaufenen Jahr. Die Jahresrechnung 2017 schloss bei einer Bilanzsumme von 2,391 Millionen Euro mit einem Haushaltsergebnis in der Ergebnisrechnung in Höhe von 124.901. Dazu kommt noch der Vortrag von 165.000 Euro, der aus dem Haushaltsjahr 2016 in 2017 übernommen worden war. Der Überschuss wird wie folgt verwendet: 45.519 Euro fließen in die Instandhaltungsrücklage, 10.000 Euro in die Rücklage Energiesparende Maßnahmen. 65.802 Euro werden an die Gemeinden ausgeschüttet, ein Euro pro Gemeindeglied. Mit jeweils 4.000 Euro unterstützt der Kirchenkreis den Girlspace e.V., Flüchtlingsprojekte des Girlspace e.V., das Projekt Ekupholeni/Sofiatown in Johannesburg, den Förderverein „AusWege“ der Evangelischen Beratungsstelle, den Karo e.V. und das Bildungsprojekt „Das neue Kreisau“. 6.000 Euro sind für Projekte des Gustav-Adolf-Werkes vorgesehen. Die verbleibende Restsumme in Höhe von 138.579 Euro wird als Vortrag in das Haushaltsjahr 2017 übernommen.

Personalia:

Zum 2. stellvertretenden Skriba wählte die Synode den Raderthaler Pfarrer Klaus Eberhard. Reinhard Pachaly, Presbyter der Evangelischen Kirchengemeinde Kerpen, wurde zum stellvertretenden Mitglied des Kreissynodalvorstandes gewählt. Peter Pfannkuche amtiert in Zukunft als Synodalbeauftragter für Presbyterfortbildung. Jürgen Eßer aus der Gemeinde Rondorf hat die Beauftragung für den Bereich der Prädikanten übernommen.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Süd

Der Kirchenkreis Köln-Süd umfasst insgesamt 16 Gemeinden. Dazu gehören: Brüggen/Erft, Brühl, Frechen, Horrem, Hürth, Kerpen, Köln-Bayenthal, Köln-Raderthal, Köln-Rodenkirchen, Köln-Zollstock, Lechenich, Liblar, Rondorf, Sindorf, Sürth-Weiß und Wesseling. Hier leben etwa 65.800 Gemeindeglieder.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann