Archivale September: Die Diakonissen erforschen die Bedürfnisse der Armen und Kranken
Die Sorge um Arme und die Pflege der Kranken gehören seit jeher zum Christentum und Gemeindeleben dazu. Traditionell werden diese Aufgaben durch Diakone in den Gemeinden übernommen. Die zu bewältigenden Aufgaben sind äußert vielseitig und bedürfen eines gewissen Know-Hows.
Im 19. Jahrhundert, als die Gemeindegliederzahl stieg und auch die Anzahl der Bedürftigen, wurden den Diakonen der evangelischen Gemeinde Köln zunächst Gemeindehelfer und ab 1894 Diakonissen, die eine Ausbildung in einem diakonischen Mutterhaus wie der Diakonieanstalt Kaiserswerth absolviert hatten, zur Seite gestellt. Damit sich die Einsatzbereiche der Akteure in der Armenpflege nicht überschnitten, war es notwendig Reglungen aufzustellen.
Erforschung der Bedürfnisse der Armen und Kranken
Die evangelische Gemeinde Köln schloss daher einen zwölf Paragraphen umfassenden Vertrag mit dem Kaiserswerther Mutterhaus. Darin wurden Rechte und Pflichten beider Vertragspartner aufgeführt.
Das Aufgabenfeld der Schwestern wurde darin wie folgt beschrieben:
„Die Diakonissen suchen die Armen und armen Kranken der Gemeinde oder konfessionell gemischter Ehen in ihren Bezirken auf mit besonderer Berücksichtigung derjenigen Fälle, wo weibliche Hilfeleistungen notwendig sind, erforschen die Bedürfnisse der Armen und Kranken, geben den Angehörigen Anleitung zur Pflege, nehmen die Gesuche um Unterstützung an und sorgen nach Kräften für die Befriedigung der ermittelten Bedürfnisse durch eigene Bemühung, Fürsprache und Verwendung bei den Gliedern der Gemeinde und so weiter.“
Für diese Dienste verpflichtete sich die evangelische Gemeinde, im Gegenzug ein Stationsgeld an das Mutterhaus zu zahlen sowie für das Wohlergehen der Schwestern Sorge zu tragen. Dazu gehörte die Zurverfügungstellung einer Wohnung mit Mobiliar, Zahlung eines Gehalts sowie die Gewährung von Urlaub.
Dass die genannten Aufgabengebiete variieren konnten, macht der Einsatz von Schwestern nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich. In manchen Gemeinden beispielsweise in Brühl kümmerte sich die Gemeindeschwester zusätzlich um die Verteilung und Abrechnung der Spenden des Hilfswerks und trat auch für die evangelischen Belange in den kommunalen Hilfsausschüssen ein. Wiederum in anderen Gemeinden half sie bei der Abhaltung von Kindergottesdiensten. Teilweise erteilten Diakonissen auch Religionsunterricht.
Mit der Entwicklung vielfältiger sozial-diakonischer Angebote und Einrichtungen verschiedener Trägerschaften im Laufe der Zeit ging die Anzahl der diensttuenden Diakonissen in der evangelischen Gemeinde Köln immer stärker zurück.
Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann
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