„Trau dich und brich auf!“ lautete das Motto des 27. Frauentages im Kirchenkreis Köln-Süd im Berufsbildungswerk Köln in Michaelshoven
„Super, richtig schön, tolle Runde, schenken und beschenkt werden.“ Mit diesem spontanen Zwischenfazit verabschiedete sich eine Teilnehmerin nach der ersten Workshop-Phase zum Mittagessen. Aus ihr sprach schiere Freude über den Verlauf des 27. Frauentages im Kirchenkreis Köln-Süd. Einmal mehr bildete das Berufsförderungswerk Köln in der Diakonie Michaelshoven die geräumige Adresse für die 1994 gestartete jährliche Veranstaltung.
Trau dich und bricht auf!
110 Frauen aus dem Gebiet des Kirchenkreises und darüber hinaus folgten dem Aufruf nach Köln-Rodenkirchen. Unter dem diesjährigen Leitthema „Trau dich und brich auf!“ wählten sie aus einem Strauß von acht Workshops mit den Schwerpunkten Musik, Tanz, Gestalttherapie und Religionspädagogik zwei Favoriten. Zudem wurde in der Aula gemeinsam gesungen und Gottesdienst gefeiert. Die Kollekte geht an den Kölner Verein Lobby für Mädchen e.V. Dessen Geschäftsführender Vorstand Frauke Mahr erläuterte das vielfältige Engagement des Vereins für Mädchen und junge Frauen.
Biblischer Tanz
Zum Auftakt brachte der Arbeitskreis Biblischer Tanz aus Bonn eine mit langem Applaus bedachte Interpretation der Exodus-Geschichte auf die Bühne. Einfallsreich wie eindrücklich setzte das Frauenensemble die ägyptische Gefangenschaft der Israeliten und deren Errettung bis zum Empfang der Gebote und Bund mit Gott in Szene.
„Sie alle haben sich heute Morgen schon getraut, sind aufgebrochen hierher“, begrüßte Pfarrerin Andrea Döhrer. „Trau Dich“ habe auch mit Vertrauen zu tun. „Vertrauen in mich, gegenüber anderen Menschen und auch in Gott.“ Das Thema der weiterführenden Aufbrüche und befreienden Abbrüche vermittelten die Referentinnen unter anderen über biblische „Geschichten von Menschen (…), die sich getraut haben loszugehen – weil sie Gott vertrauten“.
Die organisatorische Seele des Frauentags
Mit Kristin Beringhoff stellte Döhrer „die organisatorische Seele unseres Frauentages“ vor: „Ohne sie würde nichts laufen.“ Beringhoff und ihre ebenfalls in die Vorbereitung und Durchführung des Tages eingebundene Kollegin Susanne Klüsener sind tätig in der Superintendentur Köln-Süd/Mitte in Brühl. „Mich begeistert die Begeisterung der Frauen; dass sie sich jedes Jahr auf die Begegnungen freuen“, stellte Beringhoff im Gespräch fest. Sie ist seit 2014 mit der Organisation der Veranstaltung befasst. Dazu zählt auch die Leitung des Vorbereitungskreises, der sich im Team auf die jeweiligen Themen verständigt. Beringhoff weiß aus eigener Erfahrung, dass der Frauentag „stets geprägt ist durch eine wahnsinnig positive Stimmung. Es entsteht für einen Tag eine ganz besondere Gemeinschaft.“
Musik
Zum 25. Mal leitete die Kirchenmusikerin Barbara Bannasch einen Frauentag-Workshop. Sie versuche das jeweilige Thema mit musikalischen Mitteln zusammen mit den Teilnehmerinnen zu entdecken und erlebbar zu machen, erklärte das „Urgestein“. „Ich möchte die Kreativität und das Hineinhören in die Seele und in die Gruppe stärken. So werde ich immer wieder beschenkt von den musikalisch flüchtigen, aber ganz tief empfundenen Momenten in der Gruppe. Sie klingen oft noch lange nach und begleiten den Alltag.“
Bannasch erinnerte, dass sie 1995 von der Initiatorin des Frauentages, der damaligen Superintendentin Hannelore Häusler, angesprochen worden sei. „Sie wollte einen musikalischen Workshop etablieren.“ In all den Jahren habe sich die Struktur der Veranstaltung vielleicht ein bisschen geändert. Jedoch sei die Qualität der Angebote gleich hoch geblieben. „Es sind regelmäßig politische, psychologische, biblische und kreative Angebote“, so Bannasch. Angebote, die den ganzen Menschen umfassten. „Ich nehme mir Zeit“, das Motto des ersten Frauentages, habe sich im Grunde bis heute durchgezogen und spiele unverändert eine wesentliche Rolle. heute jedes Mal geblieben.
Religionspädagogik
Caroline Schnabel, eine junge Pfarrerin im Probedienst, leitete erstmals einen Workshop: „Geh in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Mit Hilfe der religionspädagogischen Methode „Godly Play“ (Gott im Spiel) ergründete sie mit Teilnehmerinnen spielerisch die Geschichte von Sara und Abraham – und „was sie von uns selbst erzählt“. Schnabel zeigte sich berührt davon, „wie sich die Damen darauf eingelassen haben“. Sie hätten im Gespräch miteinander persönliche Erfahrungen geteilt. Im Hören der Geschichte hätten sie Elemente und Erfahrungen entdeckt, „die sie aus ihrem eigenen Leben kennen“. Der Frauentag ermögliche Begegnungen von Menschen aus ganz unterschiedlichen Gemeinden, schätzt auch Schnabel die Gemeinschaft. Er biete viel Raum für Gespräche, weite den Horizont über die eigene Gemeinde hinaus.
„Wir sind schon mindestens zehn Jahre dabei“, bezeichneten sich zwei Teilnehmerinnen von Schnabels Kurs als „alte Hasen“. Sie fühlten sich sehr angesprochen von dem Konzept „Godly Play“. Die vor allem in der Kinderkirche umgesetzte Idee der spielerischen Weitergabe religiöser, biblischer Geschichten würden sie gerne häufiger auch auf der Ebene der Erwachsenen angeboten wissen.
Feedback
Ein wohltuender Tag, vertrauensvolle Atmosphäre, ein guter Austausch, bereichernde spirituelle Impulse, urteilten sowohl Referentinnen als auch Teilnehmerinnen über die Veranstaltung. Tanzpädagogin Gudrun Peters hob hervor, dass auf dem Frauentag Körper, Seele und Geist gleichermaßen angesprochen würden. Erfreut nahm Beringhoff wahr, dass sich auch erstmals teilnehmende, jüngere Frauen gut aufgehoben gefühlt hätten. Eine von ihnen habe anfangs gar nicht so recht gewusst, „ob ich hier richtig bin. Aber in den Workshops zeigten sich alle – egal welchen Alters – sehr offen und gesprächsbereit, so dass ich mich direkt in ihren Kreis aufgenommen fühlte.“ Gelobt wurde darüber hinaus die kompetente und professionelle Seminarleitung.
Eine andere Besucherin „fand das Thema sehr ansprechend, da ich mich selbst in einer Umbruchsituation befinde“. Wiederum eine „große Bereicherung“ empfand eine der regelmäßigen Teilnehmerinnen: „Beim Frauentag kann ich einen Tag abtauchen aus dem Alltag, mir Zeit für mich nehmen, und alles hinter mir lassen. Wie jedes Jahr war´s wunderbar!“ Dieser Einschätzung mochte Beringhoff kaum etwas hinzufügen: „Ich konnte am Ende der Veranstaltung in sehr glückliche, zufriedene Gesichter blicken.“
Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich
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