Telefonseelsorge – eine gute Gemeinschaft sucht Verstärkung

„Das Telefon seit Jahren still – kein Mensch mit dem ich reden will“, so sang Annette Humpe zu Beginn der achtziger Jahre über ihre gefühlte Eiszeit. Seitdem sind einige Jahrzehnte ins Land gegangen. Aus dem sogenannten Festnetztelefon ist das mobile Gerät geworden. Die Gesellschaft ist in vielerlei Hinsicht digitaler geworden. Doch eines hat sich nicht geändert: Das Angebot der TelefonSeelsorge, getragen von der evangelischen und der katholischen Kirche, wird unverändert stark in Anspruch genommen.

74 Anrufe pro Tag

Im Jahr 2018 klingelte insgesamt 27.000 Mal das Telefon. Etwa 74 Anrufe pro Tag nahmen die ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater entgegen. Dabei ist jedes Gespräch anonym und kompetent zugleich. Themen sind Einsamkeit und Isolation, Probleme in familiären Beziehungen, aber auch Schwierigkeiten mit Arbeitskolleginnen und -kollegen oder Nachbarinnen und Nachbarn. „Konflikte im Arbeitsleben, Mobbing und Hürden bei der Suche nach Arbeit sind Themen, die in den letzten Jahren zunehmen“, wissen Pfarrerin Dr. Dorit Felsch und Annelie Bracke, Diplom-Psychologin und Theologin. Felsch leitet die evangelische TelefonSeelsorge Köln, Bracke die katholische Abteilung. „Auch das Thema Suizidalität spielt eine Rolle in vielen Gesprächen. Etwa viermal pro Tag haben unsere Mitarbeiter damit zu tun“, wissen die beiden.

Gute Zusammenarbeit

Seit gut zwei Jahren arbeiten sie in dem Bereich zusammen. Damals übernahm Dr. Dorit Felsch die Position, nachdem diese eine Zeit lang vakant war. Grundsätzlich beruht die telefonische Seelsorge auf einer langjährigen Zusammenarbeit beider Kirchen. Dabei feierte die evangelische Telefonseelsorge im Jahr 2018 schon das 50-jährige Bestehen. Die katholische Telefonseelsorge wird 2019 das 40-jährige Bestehen feiern. Auf der evangelischen Seite gibt es zusätzlich das Angebot einer „Mail-Seelsorge“, die katholische Seite bietet abends eine stärkere Besetzung der Telefonleitung an. „Alles insgesamt ergänzen sich die Angebote und greifen ineinander über, es ist eine gute Zusammenarbeit“, erklären beide Leiterinnen.

Hoher Standard in der Ausbildung

„Auch unsere Ausbildungskonzepte sind vergleichbar“, so Bracke. „Die Elemente sind sehr ähnlich, der Ablauf ist etwas anders, aber in beiden Fällen ist diese Ausbildung etwas ganz besonderes“, ergänzt Felsch. Jeweils 70 Mitarbeitende arbeiten in den beiden Teams, 140 sind es insgesamt. Weitere Interessentinnen und Interessenten werden gerne gesehen. „Wir haben sowohl jüngere als auch ältere Berater, die nach der Ausbildung und neben ihrem eigentlichen Beruf die Telefongespräche führen. Dabei ist vor allem der hohe Ausbildungsstandard, den wir bieten, eine starke Motivation, sich bei uns zu bewerben“, berichten Felsch und Bracke. Ein gutes Jahr dauert die berufsbegleitende Ausbildung, die von vielen als Bereicherung empfunden wird. „Es gibt viele Elemente, die auch im eigenen Alltag später als positiv empfunden werden“, so die Erfahrung der Leiterinnen. Regelmäßige Supervisionen und Fortbildungen, eine gute Gemeinschaft im Team und nicht zuletzt spirituelle Angebote werden den telefonischen Beraterinnen und Beratern auch nach der Ausbildung angeboten. Im Vergleich zu anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten bietet die Telefonseelsorge ein sehr breites Spektrum an Themen. „Es sind oft Gespräche auf Augenhöhe, die alles thematisieren, was das Leben so mit sich bringt“, erläutern die beiden Fachfrauen. Dabei passt die Tätigkeit nicht auf jeden – es wird eine Menge gefordert, aber auch Vieles gegeben. „Wir klären vieles im Vorfeld genau ab. Daher ist es auch ein langer Weg, bis beide Seiten wissen, ob man zusammen passt“, so die Erfahrung von Bracke.

Die nächste Ausbildung in der telefonischen Seelsorge beginnt im September, doch die Leiterinnen möchten jetzt schon auf das Angebot aufmerksam machen und dafür werben, dass sich Interessierte bereits melden. Denn dann kann in Ruhe geklärt werden, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen. Wer sich für diese ganz besondere Tätigkeit interessiert, kann sich unter der Telefonnummer 0221 – 317 159 oder der E-Mail-Adresse telefonseelsorge@kirche-koeln.de an Dorit Felsch wenden. Annelie Bracke ist unter der Rufnummer 0221 – 25 70 184 und der E-Mail-Adresse mail@telefonseelsorge-koeln.de zu erreichen.

Text: Judith Tausendfreund
Foto(s): Judith Tausendfreund

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