Stark sein – auch in Krisenzeiten
Melanchthon-Akademie und Schulreferat des Kirchenverbandes Köln und Region luden zu Online-Seminar mit der Kölner Psychologin Christel Sander ein
„Nimmt man der Krise den Beigeschmack der Katastrophe, wird sie zu einem produktiven Zustand“, hat einst der Schweizer Schriftsteller Max Frisch gesagt. Aktuell leben wir alle in einem globalen Krisen-Zustand. Und es gibt nicht wenige Menschen, die diese Zeit der Corona-Pandemie, mit ihren vielen Unsicherheiten, als enorm belastend, fast katastrophal, empfinden.
Um Wege aus der Belastung aufzuzeigen, Stärke in der Krise zu generieren und das Gegebene besser zu akzeptieren, hatte das Team der Kölner Melanchthon Akademie in Kooperation mit dem Schulreferat des Kirchenverbandes Köln und Region zu einem Online-Seminar eingeladen. Daniela Krause-Wack, Studienleiterin im Bereich Persönlichkeit und Gesundheit an der Akademie, und Schulreferentin Carmen Schmitt begrüßten als Referentin die Kölner Psychologin Christel Sander.
Resilienz
Christel Sander beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema „Resilienz“. Resilienz: ein Wort, das lange unbekannt war, dann aber großes Interesse weckte und immer noch weckt. Kurzgefasst bedeutet es, die Fähigkeit in sich zu entdecken, mit widrigen Umständen umzugehen und sich nicht unterkriegen zu lassen.
23 Teilnehmer starteten mit Christel Sander in diese Erfahrung, ehrlich und offen Beweggründe und Gedankenwelten auszuloten, um ihre Resilienz zu entdecken. Dabei ging es der Psychologin zunächst darum, den Ist-Zustand zu beschreiben. „Wir bewegen uns gerade in einem Corona-Feld, aus dem es kein Entkommen gibt. Wir alle werden gerade durch die Veränderungen enorm getriggert. Das kostet uns viel Energie.“ Resilienz sei nie wichtiger gewesen, als jetzt, betonte die Trainerin. Gleichzeitig machte sie Mut: „Man kann Resilienz trainieren. Entwicklung findet in uns Menschen immer statt, darum können wir beständig Dinge verändern.“
Positiver Fokus
So auch unsere Sichtweise – nachdem Christel Sander gefragt hatte, welche positiven Aktivitäten sich durch die, oft als negativ empfundenen, Corona-Maßnahmen ergeben hätten, wurde die Liste schnell umfangreich. Die Teilnehmer des Seminars erinnerten sich an Spieleabende, das bewusste Wahrnehmen der Natur, an Sport und mehr Zeit mit der Familie durch das Homeoffice, das plötzlich möglich wurde. „Solche Erinnerungen können wir allerdings nicht abrufen, wenn wir im Alarmzustand sind. Dann funktioniert normales, beziehungsweise logisches, Denken nicht“, räumte die Expertin ein. Ein Schritt zur Resilienz sei daher, eine Strategie zu finden diese intensiven unguten Emotionen zu beruhigen.
Hilfreich dabei sei es, die drei Säulen der Resilienz zu kennen. Sie entsprechen den Grundbedürfnissen nach Sicherheit, Kontrolle und Beziehung. „Eine dieser Säulen sollte immer im grünen Bereich sein“, erläuterte Christel Sander und sammelte Tipps der Teilnehmer, um die Säulen zu stärken. Unter anderem Bewegung, Lachen, Musik, Freunde und die Natur kamen als Vorschläge.
Akzeptanz und Gelassenheit
Schwer werde es dann, wenn Menschen mit dem Thema „Akzeptanz der Realität, wie sie gerade ist“, als einem ersten Schritt zur Resilienz konfrontiert werden, räumte die Psychologin ein: „Wir sind großartige Vermeidungskünstler.“ Allerdings könne man mit einer simplen Übung hier Abhilfe schaffen: „Ich könnte zunächst akzeptieren, dass ich den Zustand gerade nicht akzeptieren kann. Dann bin ich schon auf dem Weg.“
Gelassenheit war ein weiteres Stichwort, ebenso wie die Erkenntnis, dass Zeiten auch mal schlecht sein dürfen. „Ich muss nicht immer funktionieren, aber ich brauche das Grundvertrauen, dass ich Situationen meistern kann. Dafür muss ich mich besser kennenlernen und mit Wohlwollen betrachten.“ Kein leichtes Unterfangen, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugaben, um dann festzustellen, dass es viele Dinge gibt, die man selbst in der Hand hat und trainieren kann. „Wir können unser Leben lang am Verhalten, den Gedanken, Gewohnheiten und unserer Einstellung arbeiten“, machte Christel Sander den Seminarteilnehmern Mut, stark durch die Krise zu gehen und sie zu meistern.
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Text: Katja Pohl
Foto(s): Christel Sander
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