„Sölle-Poetry-Change“ – Wie Dorothee Sölle heute noch inspirieren kann

Vor 20 Jahren, am 27. April 2003, starb die in Köln gebürtige Theologin Dorothee Sölle. Ihr Leben war geprägt davon, dass sie sich in der Verantwortung sah, sich für eine bessere Welt, für die Umwelt, den Frieden, für Schwache, für Geflüchtete, für die Belange der Frauen einzusetzen. Ihre Ideen und Denkansätze waren geprägt von Frömmigkeit. Sie schrieb von ihrem Wunsch eine Gemeinschaft der Völker und den Sommer Gottes zu erleben. Sie blickte mit wachem kritischem Blick auf die Welt, war aber naturgemäß auch verankert in der Zeit, in der sie schrieb, diskutierte und Poesie verfasste. Da ist es sicherlich legitim, zu fragen, welche Relevanz Dorothee Sölle für heutige jüngere Generationen hat. Und genau das passierte am Dorothee-Sölle-Tag, organisiert durch die Christuskirche, das Schulreferat des Kirchenverbandes Köln und Region sowie die Melanchthon-Akademie.

Der Abend in der Christuskirche am Dorothee-Sölle-Platz war betitelt „Sölle-Poetry-Change“. Die Teilnehmenden waren dazu eingeladen worden, sich von Sölles Gedichten zu eigenen Interpretationen inspirieren zu lassen und sich multimedial zu äußern. Die dem Abend zugrundeliegenden Gedichte durften mit freundlicher Genehmigung des Wolfgang Fietkau Verlags für die Veranstaltung genutzt werden.

Beteiligt waren letztlich so viele Menschen, dass die Kirche sich schnell füllte. Die Teilnehmenden des Poetry Walks, der vorher stattgefunden hatte, blieben gerne. Viele Jüngere, darunter Konfirmandinnen und Konfirmanden aus der gastgebenden Gemeinde, kamen dazu, so dass zum Schluss rund 70 Menschen Film, Ausstellung und Musik genossen.

Pfarrerin Dorothee Schaper von der Melanchthon-Akademie, Pfarrer Christoph Rollbühler aus der Christuskirchengemeinde und Pfarrer Thomas vom Scheidt, Schulreferent im Kirchenverband, führten durch den Abend. Christoph Rollbühler eröffnete den Abend und sagte: „Wir wollen heute Dorothee Sölles Gedanken erneut lebendig werden lassen.“ Auch Sölles Sohn, Martin Sölle, nahm teil und zeigte sich begeistert: „Es rührt mich an, dass jüngere Generationen sich auf gute und positive Weise dem Denken und Wirken meiner Mutter nähern.“

„Wir müssen uns ändern, um die Welt zu retten“

Insgesamt beteiligten sich der Oberstufenkurs der Offenen Schule Köln, die Q1 der Erzbischöflichen Liebfrauenschule, die EF des Deutzer Gymnasiums Schaurtestraße, die Klasse 9 der Freien Waldorfschule Oberberg, der Sölle Gesprächskreises der Melanchthon-Akademie, Gottesdienstbesucherinnen und -besucher des Abendgottesdienstes in Köln-Weiden sowie Konfirmandinnen und Konfirmanden der Christuskirche und der Thomaskirche. Malik Schreiby aus der Offenen Schule und Lukas Roth begleiteten den Sölle-Poetry Change am Flügel.

Die Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule hatten sich in einem Projekt mit ihrer Lehrerin, Pfarrerin Charlotte Horn, filmisch mit Sölles Leben auseinandergesetzt. Sie besuchten Orte ihres Werdegangs und zogen ein klares Fazit: „Wir müssen uns ändern, um die Welt zu retten.“ Zu ihrer Auseinandersetzung mit den Politischen Nachtgebeten, die ab dem Ende der 1960er Jahre in der Kölner Antoniterkirche stattfanden, ergänzte Martin Sölle: „Es ist mir wichtig, dass meine Mutter ein Teil eines sehr engagierten ökumenischen Kreises war und diese Gebete durchaus nicht allein organisierte.“

Auf der Empore fand die Ausstellung statt. Dort lasen die Besucherinnen und Besucher Gedanken zum „Credo“ zu „Der dritte Weg“, die düstere Neudichtung „Nur ein Traum“, angelehnt an Sölles Gedicht „Zeitansage“, entdeckten ein großformatiges Gedichtbuch, das „ganz sein – nicht zerstückelt leben“ enthielt und spürten, dass Dorothee Sölle durchaus jungen Menschen heute noch aus dem Herzen spricht. Dorothee Schaper beobachtete das Miteinander zufrieden: „Der Abend war geprägt von Gespräch und Begegnung und gegenseitiger Wertschätzung. Es war eine schöne Atmosphäre.“ Am Ende gab es viel gegenseitigen Beifall – vom Publikum für die Beteiligten und von den am Poetry-Change Beteiligten für ein sehr interessiertes Publikum.

 

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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