Die Kunst der Orgelimprovisation – Orgelwettbewerb in der Trinitatiskirche

Mitte März steht der Kölner Trinitatiskirche ein wahrer Orgelmarathon ins Haus, wenn der Evangelische Kirchenverband Köln und Region erstmals zum „Kölner Wettbewerb für Orgelimprovisation“ einlädt. Anlass für das dreitägige Orgelfest ist das zehnjährige Jubiläum der 2009 eingebauten Klais-Orgel sowie das zehnte Jahr der Kulturarbeit an der Kölner Trinitatiskirche. Neben der international besetzten Orgelkonzertreihe, die im gesamten Jubiläumsjahr an den letzten Donnerstagen eines Monats in die Kulturkirche einlädt, haben die Verantwortlichen an der Trinitatiskirche einen Wettbewerb konzipiert, der sich an Studierende bzw. Absolventen der Fächer Orgel und Kirchenmusik richtet. „Mit diesem Wettbewerb möchten wir junge Organistinnen und Organisten fördern und zugleich die Kunst der liturgischen und konzertanten Orgelimprovisation in den Mittelpunkt stellen“, umschreibt Stadtsuperintendent Rolf Domning die Zielsetzung des Wettbewerbs.

Orgelimprovisation – was ist das eigentlich? Kurz gesagt versteht man unter Improvisation das gleichzeitige Erfinden und Ausführen von Musik. Es handelt sich also um einen musikalischen Vortrag aus dem Moment heraus. Das geschieht entweder ohne Noten oder nur mit einer skizzenhaften Vorlage. Orgelimprovisation findet in fast jedem Gottesdienst statt, wenn im Rahmen des liturgischen Geschehens die Gemeindegesänge eingeleitet und begleitet werden. Zum Beispiel dann, wenn die gerade gehörte Predigt in einem Orgelstück nachklingt oder die Austeilung des Abendmahls meditativ gestaltet wird. Große Komponisten wie Johann Sebastian Bach waren durchaus berühmt für ihre Improvisationskunst. Auch im konzertanten Bereich findet Improvisation statt. Diese reicht von einer frei gestalteten Kadenz innerhalb eines Instrumentalkonzertes über kommentierende Vertonungen von Stummfilm (Kino-Orgel) bis hin zu ganzen Konzertabenden, in denen die Interpreten – oft auf Zuruf – verschiedene Melodien, Texte oder Bilder spontan musizieren. Gerade die Orgel eignet sich dank ihrer vielen musikalischen Farben und dynamischen Klangmöglichkeiten für die Improvisation sehr gut.

Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region hat für den Wettbewerb eine fünfköpfige Jury berufen. Deren Mitglieder sind Prof. Johannes Geffert, Melanie Jäger-Waldau, Otto Maria Krämer, Prof. Thierry Mechler und Wolf-Rüdiger Spieler. Die Ausschreibung erfolgte im letzten Jahr über Musikhochschulen und Akademien in Europa und wurde über die sozialen Netzwerke weltweit verbreitet. Entsprechend groß war das internationale Interesse, sodass die Jury schon vor dem Wettbewerb die „Qual der Wahl“ hatte und aus den zahlreichen Bewerbungen anhand von Hörproben schließlich zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Wettbewerb ausgewählt hat. Diese kommen aus verschiedenen Teilen Deutschlands, aus Frankreich und sogar aus den USA nach Köln. Den Gewinnerinnen und/oder Gewinnern winken stattliche Preisgelder und die oder der Erstplatzierte wird 2020 zusätzlich zu einem Konzert in die Trinitatiskirche eingeladen. Der Improvisationswettbewerb wird zum größten Teil vom Evangelischen Kirchenverband finanziert. Weitere Förderer sind die Evangelischen Kirche im Rheinland, Professor Johannes Geffert, die Orgelbauwerkstätte Johannes Klais in Bonn und der Förderverein Kultur an der Trinitatiskirche.

Die Teilnehmenden präsentieren sich und ihr Können öffentlich vom 12. bis 14. März in insgesamt drei Durchgängen. Wer es nach zwei Runden ins Finale schafft, zählt zu den besten drei und hat die Aussicht auf ein Preisgeld in Höhe von bis zu 2.000 Euro. Die genauen Uhrzeiten der Vorspiele stehen tagesaktuell online auf der Seite https://trinitatiskirche-koeln.de und die interessierte Öffentlichkeit ist zum Zuhören herzlich eingeladen. Die Preisverleihung wird Stadtsuperintendent Domning am Donnerstag, 14. März, gegen 20.30 Uhr persönlich vornehmen.

Text: Wolf-Rüdiger Spieler
Foto(s): Wolf-Rüdiger Spieler

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