Bericht von der Kreissynode Köln-Süd: Ökumene, Engagement für Flüchtlinge und Personalplanung

Nicht schlafen sollte die Gemeinde, sondern wach und nüchtern bleiben: Das hatte Paulus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher geraten, denn Christus werde überraschend und unerwartet zurückkommen, wie ein Dieb in der Nacht. Der Frechener Pfarrer Bernd Stollewerk legte das Wort des Apostels im Eröffnungsgottesdienst zur Synode des Kirchenkreises Köln-Süd als Verpflichtung für Christinnen und Christen aus, mit Vernunft und Geistesgegenwart den Alltag zu bewältigen.

Schutz und Geborgenheit für Hilfesuchende gefordert

Oberkirchenrat Bernd Baucks griff dies in seinem Grußwort zu Beginn der Sitzung in der Aula des Berufsförderungswerks Michaelshoven auf. Überrascht worden sei die Gesellschaft etwa durch den großen Zustrom von Flüchtlingen in den vergangenen Monaten, und Baucks forderte die Gemeinden auf, den Hilfesuchenden Schutz, Geborgenheit und Unterstützung anzubieten: „Es gibt kein Flüchtlingsdrama, nur eine Zunahme der Gründe für Flucht, darunter Verfolgung aus religiösen Gründen.“ Aber auch die Diskussion um die Sterbehilfe oder die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Beziehun­gen seien Fragen, bei denen sich die Kirche um klare Antworten bemühen müsse. Doch auch an ihrem Haushaltskonsoli­dierungsprogramm habe die Landeskirche derzeit schwer zu tragen. Auf einer Vielzahl von Veranstaltungen habe sich gezeigt, dass zahlreiche Maßnahmen zur Einsparung von insgesamt 20 Millionen Euro alles andere als populär seien. Das betreffe vor allem Kürzungen beim Arbeitslosenfonds, deshalb denke man nun intensiv über alternative Finanzierungsformen nach. „Aufgrund der zu erwartenden Einschnitte bei den Mitgliederzahlen müssen wir uns von Liebgewordenem verabschieden.“

Vision von einer Kirche der Zukunft
Dr. Bernhard Seiger, Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd, ging in seinem Jahresbericht ebenfalls auf die Haushaltskonsolidierung ein: Eine „Müdigkeit“ habe sich nicht zuletzt wegen dieser Einsparungen breit gemacht, sie belaste die Motivation und das Selbstwertgefühl in den Gemeinden. Dennoch sprach der Superintendent den Versammelten Mut zu, die Vision einer Kirche der Zukunft sei das Gebot der Stunde: „Die weltweite Ökumene lehrt, dass finanzielle Möglichkeiten allein nicht die Grenzen von spirituellem und diakonischem Wirken einer Kirche bestimmen, sondern dass mit Geist und Kreativität unglaublich viel möglich ist.“ Seiger lobte in diesem Zusammenhang ausdrücklich den großen ehrenamtlichen Einsatz in den Gemeinden. Eine große Stärke des evangelischen Gemeindebildes sei es auch, dass die Gemeinden ganz unterschiedliche Profile ausbilden und damit unterschiedliche Menschen erreichen können.

Auf Entscheidungen der Landeskirche vertrauen
Das Thema Haushaltskonsolidierung war auch Gegenstand eines Antrags der Gemeinde Frechen. Dort hatte man erwogen, auf der Synode Alternativen zu den Einsparvorschlägen der Landeskirche zu entwickeln, und die Anregungen der Kreissynode dann als Anträge auf der Landessynode einzubringen. Nach einer Aussprache, in der unterschiedliche Ansichten geäußert wurden, erhielt der Zollstocker Pfarrer Gerhard Johenneken große Zustimmung für seine Meinung: Es sei keine erfreuliche Aussicht, in nächster Zeit immer wieder über kleinere Einsparungen von ein, zwei oder drei Prozent zu diskutieren. Dann lieber gleich ein großer Wurf, der wieder finanziellen Spielraum und damit Gestaltungsmöglichkeiten eröffne: Man müsse da einfach mal auf die Entscheidungsträger in der Landeskirche vertrauen. Es habe genug Beteiligungsmöglichkeiten im Beratungsprozess gegeben.

Reformationsgottesdienst: „bedeutsames Ereignis für Köln und darüber hinaus“
Fortschritte sah Superintendent Seiger aber in der Ökumene: Das Grußwort von Kardinal Woelki beim Reformationsgottesdienst in der Trinitatiskirche sei „ein bedeutsames Ereignis für Köln und darüber hinaus.“ Lutheraner und Katholiken seien „zu der Erkenntnis gelangt, dass es mehr gibt, das sie eint als das sie trennt.“ Auch Luther habe die Kirche nicht spalten, sondern erneuern wollen. Anlässlich des großen Reformationsjubiläums im Jahre 2017 sei aber ein kritischer Umgang mit dessen Theologie notwendig, etwa wenn es um die Bauernkriege, das Verhältnis zu den Juden oder um die Täuferbewegung gehe.

Appell für ökumenische Partnerschaftsvereinbarungen
Für weitere ökumenische Partnerschaftsvereinbarungen im Kirchenkreis Köln-Süd sprach sich Dr. Seiger aus: „Ich möchte ausdrücklich dafür werben, dass Gemeinden ihre Partnerschaften vertiefen und, wo es sinnvoll scheint, auch verbindlicher gestalten als bisher, ohne dass es formalistisch wird“, appellierte der Superintendent. Und weiter: „Ich stelle mir vor, dass es auch ein Zeugnis für gemeinsames Umgehen mit der Geschichte und dem Anliegen der Reformation ist, wenn wir in den Jahren bis 2017 und danach mit unseren Partnerschaften bezeugen, dass wir eng zusammen gewachsen sind und die Verwerfungen und Trennungen des 16. Jahrhundert in dieser Generation geistlich und nach außen sichtbar weit hinter uns gelassen haben.“ Das bedeute nicht, dass es theologisch keine unterschiedlichen Zugänge mehr gäbe, „das wäre Ausdruck von geistloser Uniformität“. Aber diese unterschiedlichen Zugänge fänden sich auch bei der Zusammensetzung einer evangelischen Synode ebenso wie schon in der Mehrstimmigkeit der ersten Schriften des Neuen Testamentes.


Engagement für Flüchtlinge
Breiten Raum nahm das Thema der Aufnahme von Flüchtlingen im Bericht des Superintendenten und in der anschließenden Aussprache ein. Die Schaffung von Unterkünften sei eine politische Aufgabe der Länder und Kommunen. Im Gespräch mit Lokalpolitikern zeige sich, wie kompliziert die Aufgabe in Einzelfall wäre. Die Kirchen unterstützten hier die Politik und setzten sich für eine Willkommenskultur ein. Punktuell könne die Kirche auch bei der Schaffung von Wohnraum helfen. Der Evangelische Kirchenverband Köln und Region ist zurzeit in Verhandlungen mit der Stadt Köln, um das ehemalige Diakoniehaus in der Brandenburger Straße zum Flüchtlingshaus umzubauen. Hier ist die Verbandsgemeinschaft bereit, entsprechende Mittel zu investieren, um über einen langen Zeitraum – 15 Jahre – guten Wohnraum nach den geltenden Standards der Flüchtlingsunterbringung zu schaffen.

Unterstützung ist eine „längerfristige Aufgabe“
Bernhard Seiger wies darauf hin, dass der Rhein-Erft-Kreis bisher keine Flüchtlingsberatungsstelle habe, die dem Bedarf entspreche, inzwischen plane der Landkreis ein Integrationszentrum mit einer Flüchtlingsberatungsstelle. Dies sei eine erfreuliche Entwicklung. Die meisten Beratungen würden zurzeit von der Diakonie und der Caritas in Köln geleistet. Ortsgemeinden könnten ergänzend konkrete diakonische Angebote machen. Dazu zählt das Angebot von Deutschkursen, von Hausaufgabenbetreuung und der Begleitung bei Behördengängen. Ferner könnte man Gemeinderäume für Feste oder Angebote zur Freizeitgestaltung zur Verfügung gestellt werden. Es hänge jeweils von der Lage vor Ort ab, was „dran“ und möglich sei. Der Superintendent geht davon aus, dass sich bei der Unterstützung für Flüchtlinge eine längerfristige Aufgabe für die Kirche ergibt, bei der ein enger Kontakt zu den diversen diakonischen Fachstellen und zum Kölner Flüchtlingsrat hilfreich ist. Für den Flüchtlingsrat war auch die Kollekte des Eröffnungsgottesdienstes bestimmt. Er verwies darauf, dass die Nähe Jesu zu den Flüchtlingen theologisch und diakonisch den Weg weist.
Den vollständigen Bericht des Superintendenten können Sie unten laden.

Künftig drei Verwaltungsverbände für vier Kirchenkreise
Mehrheitlich beschlossen die 76 anwesenden Synodalen – bei einer Gegenstimme und acht Enthaltungen – die Umsetzungskonzeption zur Verwaltungsstrukturreform, die die Landessynode 2012 beschlossen hatte. Der Kirchenverband Köln und Region bildet insofern eine Ausnahme, als hier nicht ein Verwaltungsamt für jeden Kirchenkreis gebildet werden soll. Hier sollen die vier evangelischen Kirchenkreise, die erhalten bleiben, künftig drei Verwaltungsverbände haben. Die Gemeinden des Kirchenkreises Köln-Mitte werden dabei entweder dem Verwaltungsverband Köln-Nord oder dem Verwaltungsverband Köln-Süd zugeteilt, letzterem konkret die Gemeinden Lindenthal und Klettenberg. Die neuen Satzungen für diese Verbände sollen am 1. Januar 2017 in Kraft treten.

Brühl-Vochem oder Hürth-Efferen
Einstimmig beschlossen die Synodalen die Bildung einer gemeinsamen Rücklage, welche die einmaligen Kosten auffangen soll, die die Umsetzung der Verwaltungsstrukturreform in Kirchenkreisen und Gemeinden verursacht. Die Aufwendungen für den Umzug in ein neues Verwaltungsgebäude Ende 2016 – dann werden etwa eine neue IT-Einrichtung und eine neue Telefonanlage angeschafft – werden sich nach Schätzungen auf etwa 170.000 Euro belaufen. Einstimmig bei fünf Enthaltungen beschloss die Synode auch, dass die Entscheidung über den Standort des neuen Verwaltungsamts an den Kreissynodalvorstand des Kirchenkreises Köln-Süd delegiert wird. Infrage kommen Standorte in Brühl-Vochem und in Hürth-Efferen.

15 Prozent unter dem geschätzten Bedarf bleiben
Superintendent Bernhard Seiger legte außerdem Zahlen zum geschätzten Personalbedarf in den künftigen drei Verwaltungsämtern des Kirchenverbandes vor: Demnach würden dort – nach den Empfehlungen der Landeskirche – rund 97 Stellen benötigt, während derzeit in den fünf bestehenden Ämtern nur 75 Stellen besetzt seien. Man werde sich aber bemühen, etwa „15 Prozent“ unter dem geschätzten Bedarf zu bleiben: „Wir müssen die Balance finden zwischen einer hohen Qualität der Verwaltungsarbeit, dem Schutz der Mitarbeiter vor Überforderung und unseren finanziellen Möglichkeiten.“

Arbeitsbereiche und Personalstellen planen
Ebenfalls beschlossen – bei einer Enthaltung – wurde ein Rahmenkonzept für die Personalplanung im Kirchenkreis Köln-Süd, mit dem das zufällige und unkontrollierte Wegbrechen von Arbeitsbereichen und Personalstellen verhindert werden soll. Zum Konzept gehört unter anderem eine Planung für den künftigen Personalbestand in den Gemeinden und im Kirchenkreis sowie eine Grundsatzentscheidung über die vom Kirchenkreis gewählte Form der gemeindeübergreifenden Kooperation. Die Planungen sollen auf Ebene des Kirchenkreises erfolgen.

Rücklagen für Verwaltungsreform und energiesparende Maßnahmen
Die Kreissynode hat die Eröffnungsbilanz des Kirchenkreises Köln-Süd mit Stand vom 31. Dezember 2012 festgestellt und nahm die Jahresrechnung für das Haushaltsjahr 2013 des Kirchenkreises zur Kenntnis, die einen Überschuss von 136.250,63 Euro aufwies. Einstimmig angenommen wurden die Vorschläge zur Verwendung dieses Überschusses: 80.000 Euro sollen der Rücklage zur Umsetzung der Verwaltungsstrukturreform zugeführt werden, 36.000 Euro der Rücklage für Energie einsparende Maßnahmen in den Kirchengemeinden. Mit 6.000 Euro wird das Praktikum einer Diakonisse aus Indonesien im Kirchenkreis finanziert, je 3.500 Euro gehen an den Medientreff für Mädchen Girlspace e. V., an das Projekt Ekupholeni/Sofiatown in Johannesburg und den Förderverein „AusWege“ der Evangelischen Beratungsstelle. Die restlichen 3.750,63 Euro werden für Projekte aus der Projektliste des Gustav-Adolf-Werks für die Evangelische Diaspora verwandt.

Neue Synodalbeauftragte
Ebenfalls einstimmig fielen zwei Wahlen aus: Gesa Francke, Pfarrerin der Kirchengemeine Brüggen, ist neue Synodalbeauftragte für die Konfirmandenarbeit, Oskar Greven, Pfarrer im Ruhestand, wurde zum zweiten Synodalbeauftragten für Ökumene mit dem Arbeitsschwerpunkt „Arbeitskreis Christlicher Kirchen“ (ACK) gewählt.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Süd
Der Kirchenkreis Köln-Süd umfasst insgesamt 17 Gemeinden: Brüggen/Erft, Brühl, Frechen, Horrem, Matthäus-Kirchengemeinde Hürth, Johannes-Kirchengemeinde Hürth-Gleuel, Kerpen, Köln-Bayenthal, Philippus-Kirchengemeinde Köln-Raderthal, Köln-Rodenkirchen, Köln-Zollstock, Lechenich, Liblar, Rondorf, Sindorf, Sürth-Weiß und Wesseling. Hier leben etwa 69.000 Gemeindeglieder.

Text: Hans-Willi Hermans
Foto(s): Hans-Willi Hermans