Archivale März: Arbeiten im Archiv

Modern statt verstaubt: Das Arbeiten im Archiv ist geprägt von Digitalisierung, Offenheit, Austausch und ständiger Weiterentwicklung. Liest man hingegen den Artikel von Anneliese Berkenkamp im „Der Weg“ über das Berufsbild „Archivar“ vom 19. Januar 1969, kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie schildert einen älteren untersetzten Mann, der mehr in der Vergangenheit und Tagträumen lebt als in der Gegenwart, so dass er sogar den Geburtstag seiner Frau vergisst. Er hält an Gewohnheiten fest und mag nur wenig Veränderungen. Ihm sind Kontakte zu anderen Menschen, besonders zu Frauen unangenehm. Wirklich verstanden fühlt er sich nur von den alten Akten und von anderen Archivaren:

„Die Gegenwart verblaßt, und die Zeiten gleiten über ihn hinweg: ja, hier ist er zu Hause, der Wanderer im Ablauf der Geschichte, der selbst nirgends verzeichnet sein wird, hier wächst seine Lust zwischen trockenen knappen Zahlen, hinter denen zusammengeballt breite Welten farbigen Lebens verborgen sind, hier waltet er über Reiche und Persönlichkeiten, ein Diener, des lieben Gottes, der darauf achtet, daß nichts Denkwürdiges verlorengehe.“

Längst wird dieser Beruf nicht mehr nur durch Männer ausgeübt. Männer und Frauen lassen sich zu Archivarinnen und Archivaren ausbilden. Ziel ihrer Bewertungs- und Erschließungsarbeiten von Archivgut ist es, dieses interessierten Bürgerinnen und Bürgern, Forscherinnen und Forschern etc. jeden Alters zugänglich zu machen. Gerne beraten und unterstützen Archivarinnen und Archivare sie bei der Beantwortung ihrer Fragen zur Familiengeschichte, zur Kirchengeschichte, zur Verwaltungsgeschichte – und viele mehr. Der Austausch mit Nutzerinnen und Nutzern sowohl aus der Verwaltung als auch von außerhalb ist sehr wichtig.

Interesse an Geschichte

Archivarinnen und Archivare müssen sich auch immer wieder neuen Herausforderungen stellen, besonders im Zuge der Digitalisierung der Verwaltungen und des alltäglichen Lebens. Neues Wissen über technische Verfahren und Möglichkeiten der Übernahme und dauerhaften Aufbewahrung im Archiv, um auch diese digital vorliegenden Objekte für künftige Generationen zugänglich zu machen, müssen überlegt, erprobt und umgesetzt werden. Folglich ist das Arbeiten in einem Archiv keine starre Angelegenheit, sondern geprägt durch kommunikativen Austausch, Offenheit und Weiterentwicklung. Ein gewisses Interesse an Geschichte gehört natürlich auch dazu.

Das Team des Archivs des Evangelischen Kirchenverbandes heißt Interessierte herzlich willkommen. Man kann pandemiebedingt derzeit nur nach vorheriger telefonischer Anmeldung und/oder E-Mail-Anmeldung vorbei kommen. Das Archiv berät und unterstützt bei wissenschaftlichen und privaten Fragestellungen.

www.koelnerarchive.de

Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann

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