Wenn ich das Wort „RIO“ höre, denke ich zuerst aufgrund des Wortstamms an einen Fluss (rio grande), der sanft durch ein Delta gleitet, oder an die Stadt `Rio de Janeiro´, eine ausgedehnte Küstenmetropole Brasiliens mit den Traumstränden Copacabana und Ipanema. Aber weit gefehlt.

„RIO“ ist die Neuschöpfung eines Kunstbegriffs: Die Anfangsbuchstaben stehen für „R“heinischer Dienst für „I“nternationale „O“ekumene, für Insider verständlich, aber ansonsten erklärungsbedürftig und holprig. Was ist gemeint?

Ökumene, die kennt man. Wir leben als christliche Konfessionen friedlich miteinander und in guten Beziehungen zu anderen Weltreligionen an einem Ort zusammen, oder wir bemühen uns zumindest darum. Das ist vielerorts zu einer Selbstverständlichkeit geworden, was gut und heilsam für die Menschen ist. Die digitale Vernetzung hat uns in den letzten Jahren und Jahrzehnten grandiose Möglichkeiten eröffnet, weltweit vom eigenen Wohnzimmer miteinander sekundenschnell verbunden zu sein. RIO ist damit die Ökumene groß gedacht und auf den gesamten bewohnten Erdkreis bezogen. RIO dient dazu, die Themen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung auch durch uns als Kirchen im öffentlichen Leben wachzuhalten, immer wieder aufs Tapet zu bringen und inhaltlich aufeinander zu beziehen.

Früher geschah dies durch den GMÖ, den „Gemeindedienst für Mission und Ökumene“ und war in die Fläche hinein über alle Kirchenkreise unserer Landeskirche organisiert. Aber aufgrund eines Antrags war es allerdings seit dem Jahr 2020 Wunsch unserer Landessynoden im Rheinland und in Westfalen, diesen Dienst anders zu gliedern und die Doppelstruktur von GMÖ und VEM (Vereinte Evangelische Mission) zu überwinden, weil uns allen die zu erwartenden finanziellen Einbußen im Nacken sitzen. Das berühmte Wort „Umstrukturierungen“ wurde laut. Immerhin sollte durch die Gründung des „RIO“ die Finanzierungslast der entsprechenden Pfarrstellen auf die Landeskirche übergehen, was aus Sicht der Kirchenkreise und Gemeinden durchaus begrüßenswert gewesen wäre. Dabei stellte sich heraus, dass etliche Fragen der Umsetzung noch nicht beantwortet sind: Welche Rolle können z.B. die Ehrenamtlichen künftig einnehmen? Und was geschieht mit den Kirchenkreispartnerschaften, die nicht in eine VEM eingebunden sind? Es bleibt spannend. Wir werden uns weiter an Diskussionen beteiligen.

 

Pfr. Frank Drensler, Synodalbeauftragter für Weltmission, Partnerschaften und – RIO