Am Klavier für die Völkerverständigung – Aeham Ahmad regte zum Nachdenken an

Stadt Köln, Evangelische und Katholische Kirche als Schirmherren des Konzerts

Jacqueline Friker hatte als Hausherrin das erste Wort. Die Schulleiterin des erzbischöflichen Irmgardis-Gymnasiums in Köln-Bayenthal war sichtlich stolz, dass dieses vom Diözesanrat der Katholiken organisierte Konzert in ihrer Schule stattfinden konnte. Für Aeham Ahmad, der 2015 aus dem syrischen Flüchtlingslager Jarmuk bei Damaskus nach Deutschland gekommen war, stand ein schwarzer Flügel auf der Bühne bereit. Der Pianist wurde bekannt durch seine Konzerte, die er als „Pianist in den Trümmern“ im Flüchtlingslager gegeben hatte.

„Unsere Schule hatte 2016 Begrüßungsnachmittage für syrische Familien organisiert, in diesem Jahr wollen wir fünf Syrer zum deutschen Abitur führen,“ berichtete die Schulleiterin stolz. „Wir fühlen uns Aeham Ahmad besonders verbunden.“ Besonders herzlich begrüßte sie den Geschäftsführer des Diözesanrates der Katholiken und Organisator, Norbert Michels, den Stadtsuperintendenten des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Dr. Bernhard Seiger, sowie Bürgermeister Andreas Wolter, die die Schirmherrschaft für das Konzert übernommen hatten. Der evangelische Stadtsuperintendent sei der Schule besonders verbunden, er habe lange Zeit die evangelischen und ökumenischen Gottesdienste am Irmgardis-Gymnasium gefeiert.

Norbert Michels: Wir wollen ein Zeichen für Menschenwürde setzen

Norbert Michels überbrachte zunächst herzliche Grüße des erkrankten Stadtdechanten Robert Kleine, „der sehr gerne hier das Grußwort gesprochen hätte.“ Norbert Michels wies auf das Titelbild von Aeham Ahmads biografischem Buch „Und die Vögel werden singen“ hin, auf dem der Pianist an seinem Klavier in einer „apokalyptischen, zerbombten und zerstörten Umgebung“ sitzt. „In Yarmouk lebten einmal 200.000 Menschen, aufgerieben zwischen den Frontparteien des Bürgerkrieges. Aeham Ahmad singt gegen den Krieg an, seine Heimat ist das Klavier.“ Besonders sei in Deutschland zu beachten, dass man hier in einer bevorzugten Situation lebe. Gar nicht weit weg von hier herrschten Krieg und Gewalt. Die Botschaft von Norbert Michels war klar: „Wir wollen mit diesem Konzert ein Zeichen für Religionsfreiheit und Menschenwürde setzen.“ Mit auf der Bühne war Cellist Cornelius Hummel, „beide überwinden mit ihren Konzerten sprachliche und kulturelle Barrieren.“

Andreas Wolter: Aeham Ahmad verspottet die Gewalt mit Musik

Mit einem Gruß von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, begrüßte Bürgermeister Andreas Wolter die Gäste und die beiden Musiker. „Aeham Ahmad gibt ein Bild voller Hoffnung, ein Mann stellt sich mit dem Klavier der Gewalt entgegen, er verspottet die Gewalt mit seiner Musik.“ Aeham Ahmads Konzerte im Flüchtlingslager als „Pianist am Klavier mitten in den Trümmern bedeutet Hoffnung.“ Andreas Wolter wünschte allen Geflüchteten, dass ihre Hoffnung zurückkehre.

Dr. Bernhard Seiger: Der Schöpfer hat jeden Menschen mit Würde ausgestattet

„Es ist schön nach über 20 Jahren Dienst an dieser Schule wieder hier zu sein“, freute sich Stadtsuperintendent Bernhard Seiger sichtlich über seine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. „Durch die Gottesdienste bin ich diesem Gymnasium besonders verbunden.“ Gerade Musik habe in der angespannten Kriegssituation und für uns eine besondere Bedeutung: „Musik öffnet Herzen und baut Brücken“. Auch der Stadtsuperintendent betont: „wir leben hier im Frieden, nicht weit weg von hier gibt es allerdings Gewalt und Terror. Dort wird gekämpft wegen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit, auch wegen uralter Konflikte zwischen den Völkergruppen.“ Ein Krieg führe immer zu Angst und Trauer. Besonderes Augenmerk legte Bernhard Seiger auf die geflüchteten Menschen: „Hinter dem  Schicksal jedes Geflüchteten steht immer eine individuelle Geschichte“. Und alle haben eines gemeinsam: „Der Schöpfer hat jeden Menschen mit einer Würde ausgestattet.“

Gemeinsames Gebet der Kirchenvertreter

Nach den Grußworten beteten Norbert Michels und Bernhard Seiger gemeinsam mit dem Publikum. „Wir bitten Gott, dass wir immer intensiver das Verbindende suchen und die Vielfalt der Religionen und Kulturen achten. Wir bitten um ein waches Gewissen in unserer Gesellschaft, die oft in ihrer ohnmächtigen Beobachterrolle gefangen ist.“

Ökumene auch am Ausgang

Norbert Michels wies besonders auf die beiden Spendenboxen am Ausgang hin. Die eine Box war von einem Projekt des katholischen Sportverbandes DJK zur Unterstützung benachteiligter Menschen in Sachen Inklusion, die andere Box kam der Seenotrettung der Evangelischen Kirche zugute. „Mir ist besonders wichtig, dass wir auch hier die Ökumene leben“, betonte Norbert Michels.

Konzert: Arabische Klänge mit europäischen Elementen

Das Konzert begann mit der Lesung einer Schülerin. Sie las die übersetzten Texte des arabischen Gesangs des späteren Konzertes. Dort wurde eindrucksvoll das Leid der einzelnen Menschen in den Wirren des Krieges beschrieben. Aeham Ahmad und Cornelius Hummel spielten anschließend eine ungewöhnliche und interessante Mischung aus europäischen und arabischen Klängen. Mit einer kleinen Fragerunde sowie verschiedenen Dankesworten wurde die Veranstaltung beendet.


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Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann

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