Unsere Archivale für November: „Kölner Kirchen laden ein“

Unter dieser Einladung stand ein Faltblatt, das als Gemeinschaftsprojekt des Katholischen Stadtdekanats und des Evangelischen Stadtkirchenverbands (Vorgängereinrichtung des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region) erstmalig zur Bundesgartenschau 1971 publiziert wurde. Die Bundesgartenschau fand in diesem Jahr in Köln statt und stand unter dem Motto „Festival in Köln“. 4,4 Mio. Besuchende sahen sich die Schau an. Um Interessierten neben der Kunst und Blumenvielfalt aus aller Welt auch eine Möglichkeit zu bieten, die Stadt auf andere Weise kulturell und spirituell zu erschließen, veröffentlichten die Evangelische und Katholische Kirche dieses Faltblatt. Es enthielt neben den verschiedenen Gotteshäusern, kirchlichen Einrichtungen (bspw. Bahnhofsmission und Diakonie) und deren Standorten sowie Gottesdienstzeiten auch einen Stadtplan zur Orientierung. Es war eher schlicht und einfach gestaltet. Nichtsdestotrotz wurde es gut angenommen, sodass sich die Frage nach einer Neuauflage stellte.

Erweiterung und Internationalisierung der Informationen

War das Faltblatt von 1971 auf eine DIN-A4-Seite beschränkt, so sollte die Neuauflage einige Informationen mehr bieten. Am Ende des Gestaltungsprozesses wurde eine Broschüre gedruckt, die 16 Seiten umfasste und in einer Auflage von 40.000 Exemplaren erschien. Das Cover wurde künstlerisch ansprechender und farbenfroher gestaltet. Besonderheiten dieser Neuauflage stellten zum einen die Informationen dar, die nun viersprachig erschienen (Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch). Zum anderen hatten sich die Zielgruppen verändert, sodass sie neben evangelischen und katholischen Gottesdiensten auf Deutsch auch Informationen zu Gottesdiensten für Gehörlose, in fremder Sprache (bspw. Russisch, Chinesisch, Niederländisch) sowie von Freikirchen aufwiesen. Die Broschüren wurden an Hotels und Pensionen im gesamten Kölner Stadtgebiet verschickt und dort ausgelegt.

Die Kirchen reagierten damit auf einen gesellschaftlichen Wandel. Die Menschen wurden immer mobiler. Reisen, Studieren und Arbeiten im Ausland wurden immer beliebter, sodass neben den „klassischen“ Touristen viele Menschen in der Stadt blieben, die einen Migrationshintergrund aufwiesen. Ihnen sollte auf diese Weise die Möglichkeit offeriert werden, an Gottesdiensten in ihrer Muttersprache teilzunehmen, um bspw. erste Kontakte zu knüpfen. Das „Faltblatt“ von 1980 trägt diesem Bedürfnis Rechnung und zeigt durch Landesflaggen an, in welchen Sprachen und zu welchen Zeiten Gottesdienste angeboten wurden.

Zeitdokument mit historischem Wert

Neben den Informationen zu Gottesdiensten und Kirchen wurde erstmalig auch auf die Anzahl der Gläubigen im Stadtgebiet, etwa 530.000 Katholische und 230.000 Evangelische, Bezug genommen. In der Auflage von 1986 bleiben die Zahlen für die katholische Seite gleich, und die Evangelischen können einen Zugewinn von 10.000 Gläubigen verzeichnen. Ob diese Zahlen stimmen, müsste man anhand anderer Quellen prüfen. Es macht jedoch deutlich, dass auch solche Materialien, die meistens schnell nach dem Urlaub entsorgt werden, für die Geschichtsforschung wichtige Informationen enthalten können.

Auch die mal mehr, mal weniger aufwendige Gestaltung, die Auflage der Faltblätter und die dargebotenen Informationen lassen bspw. Rückschlüsse auf den Wandel der Selbstwahrnehmung und Veränderung der Kommunikation zu den Gläubigen zu.

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Text: Stefanie Sternemann
Foto(s): Stefanie Sternemann

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