Stadtsuperintendent Bernhard Seiger mit großer Mehrheit im Amt bestätigt – Nachrichten von der Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region

Mit großer Mehrheit hat die Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region Pfarrer Bernhard Seiger in seinem Amt als Stadtsuperintendent bestätigt. „Wir sollten frei sein, Gutes anzufangen mit Mut und Kreativität, und frei sein, manches zu lassen. Wir haben immer noch ganz viel Gestaltungsspielraum“, sagte Seiger in seiner Vorstellungsrede im Haus der Evangelischen Kirche. Es gelte, den Dialog mit der jüngeren Generation zu fördern und nah bei den Menschen zu sein. Nüchternheit bei den Finanzen sei gefragt. „Wir investieren, wo wir Zukunft gewinnen wollen. Alles, was wir tun, ist transparent. Es gibt keine verbotenen Fragen, keine Tabus. Ich möchte Kirche gestalten in einer guten Balance zwischen Stadt und Land.“ Die Fusion der Kirchenkreise Köln-Nord, -Süd und -Mitte zum Kirchenkreis Köln-Linksrheinisch zum Jahreswechsel nannte Seiger einen „Mutmach-Prozess“. Die Denkweise der anderen Kirchenkreise kennenzulernen, sei eine Bereicherung.

Im Anschluss an die Wahl des Stadtsuperintendenten folgte die Wahl der Stellvertreterinnen und Stellvertreter. Die erste Stellvertreterin des Stadtsuperintendenten ist Kerstin Herrenbrück, zweiter Stellvertreter Torsten Krall. Beide leiten als Doppelspitze den Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch. Zum dritten Stellvertreter wurde Markus Zimmermann aus dem Kirchenkreis Köln-Nord gewählt. Zur vierten Stellvertreterin wählten die Delegierten Miriam Haseleu aus dem Kirchenkreis Köln-Mitte.

Bericht des Vorstandes mit fünf Schwerpunktthemen

Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region

Fünf Themen aus dem Geschäftsbericht des Verbandsvorstands vertiefte Bernhard Seiger in seinen mündlichen Erläuterungen. Die Anteile der Evangelischen Kirche am Evangelischen Krankenhaus wurden im Mai 2025 an die Josefs-Gesellschaft verkauft. „Wir sind dankbar, dass das Haus mit einem zukunftsweisenden Konzept und in der Hand eines größeren kirchlichen Trägers fortgeführt werden kann. Der Grund für uns sind Defizite gewesen und die politische Strategie von Bund und Land für den Krankenhausmarkt, die Zahl der Häuser zu verringern.“ Der Betrieb von Krankenhäusern sei nicht mehr im Kerngeschäft der evangelischen Kirche in Köln. Die diakonische Ausgangslage sei heute eine andere als zur Zeit der Gründung evangelischer Häuser vor mehr als 100 Jahren. Wichtig sei, dass die Patientinnen und Patienten weiterhin gut versorgt würden und evangelische Seelsorge im Krankenhaus in Köln-Kalk erhalten bleibe.

Zukunftsprojekte: Segensbüro und Mitgliederbindung

Ausdrücklich lobte der Stadtsuperintendent das Segensbüro Hätzjeföhl. „In kurzer Zeit ist hier sehr viel passiert. Es werden ansprechende Formate entwickelt, die Menschen auf eine frische Art erreichen und ihnen das Gefühl geben, Kirche begleitet sie in individueller Weise und findet Sprache und Formen, die einladen.“ Das mediale Interesse sei groß. Die Arbeit im Segensbüro werde wie geplant bis 2027 fortgeführt. Dann werde evaluiert, ob sie 2028 weitergeführt werden kann. „Ich hoffe sehr darauf! Es ist eine Erfolgsgeschichte.“

Fortgesetzt wird auch das Projekt Mitgliederbindung. Angesprochen werden Kirchenmitglieder zwischen 15 und 30 Jahren. Sechs Pilotgemeinden haben bereits teilgenommen, in den nächsten Jahren sollen es bis zu 20 Gemeinden sein.

Klimaschutz: CO₂-Halbierung erreicht

Erfolgreich ist der Evangelische Kirchenverband Köln und Region auch beim Klimaschutz. „Unsere CO₂-Emissionen konnten vom Jahr 2019 auf das Jahr 2024 von 617,7 auf 302,9 Tonnen CO₂, reduziert werden.“ Die Einsparungen um die Hälfte gründen sich auf viele Maßnahmen: kleinere und größere technische Anpassungen, Veränderungen im Heizungsbereich, verbesserte Beleuchtung – sowie der Ausbau von Photovoltaikanlagen bei den Gebäuden des Verbands.

Für Vielfalt und gegen Hass: Bildung als Schlüssel

Im fünften Themenfeld betonte Bernhard Seiger, dass das Eintreten für Vielfalt für die evangelische Kirche selbstverständlich sei. Doch: Wie kann verhindert werden, dass Menschen in rechtsextreme Einstellungen abrutschen? Seine Antwort lautet: „Die Hauptmaßnahme ist Bildung, Bildung, Bildung. Bildung, um Zusammenhänge zu erklären, über Politik zu sprechen, die demokratischen Parteien zu unterstützen und entschlossen für die Werte Menschenwürde und Respekt einzutreten. Dabei hilft es nicht, in Abwehr gegenüber rechten Parolen zu erstarren, sondern positiv zu reden und in klaren Worten zu beschreiben, was evangelisch ist.“ Das Papier „Evangelisch. Für Vielfalt. Gegen Hass.“ der evangelischen Bildungseinrichtungen stehe beispielhaft dafür. Vielfalt sei keine Bedrohung, sondern ein Segen.

Ökumene in der Stadt Köln

Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses in der Stadt Köln

Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, sprach in seinem Grußwort über die Ökumene und lobte die vertrauensvolle Zusammenarbeit. „Wir machen uns gemeinsam auf den Weg.“ Als Beispiel nannte er den sogenannten „Scharnierkreis“. „Man braucht Scharniere, damit sich Türen öffnen.“ In dem Kreis werde beispielsweise offen besprochen, welche Kirchengebäude in Zukunft bestehen bleiben sollen. „Auch wir führen eine Stadtbilddebatte“, sagte Stiels. „Wir wollen, dass in jedem der 86 Veedel auch langfristig in unserer Stadt eine Kirche steht, die wichtig ist für Gottesdienste und für alles andere, wofür Kirche steht. Das kann nur ökumenisch gelingen. Das lässt sich nicht verordnen, das muss von unten wachsen.“ Eine digitale Karte, die alle Kirchen und kirchlichen Räume umfasst, wurde auf der Tagung vorgestellt.

Campus Kartause: Fortschritte und Förderungen

Eine Erfolgsgeschichte bleibt der Campus Kartause. Im September wurde Richtfest gefeiert. Die Bauteile 3 und 4 im westlichen Teil der Baustelle befinden sich im Innenausbau, die Fenster sind bereits eingebaut. Leicht im Rückstand ist der Generalunternehmer beim Rohbau der Gebäude 1 und 2. „Das Projekt verläuft weiterhin planmäßig und liegt im Zeitplan. Die Fertigstellung ist nach wie vor für Ende November 2026 geplant“, sagte Bernhard Seiger. Die Vermietung der Wohnungen sei gesichert, große Flächen wurden bereits an die Diakonie Michaelshoven und das Studierendenwerk vermietet. Die Suche nach Mietern für den Gastronomiebereich läuft.

Erfreulich sind auch die Förderzusagen: Die „Aktion Mensch“ unterstützt die Barrierefreiheit der Gebäude mit 287.000 Euro. Das Land fördert die Inklusivwohnungen mit 1,3 Millionen Euro und einem Tilgungsnachlass. Für das Studierendenwohnen wird ein Kredit in Höhe von fünf Millionen Euro mit Tilgungsnachlass erwartet.

Martin Bock, Leiter der Melanchthon-Akademie, berichtete, dass die geplante evangelische Kommunität auf dem Campus Kartause bald ins öffentliche Gespräch gebracht werde. „Wir werden konkret Menschen suchen, die sich in diese Kommunität einbringen wollen und mit denen, die sich dazu schon entschlossen haben, in Kontakt treten möchten.“ Grundlage sei die ökumenische Iona-Kommunität, die 1938 auf der schottischen Insel Iona gegründet wurde. Sie steht für soziale Gerechtigkeit, Frieden, Spiritualität und neue Gottesdienstformen. Drei Grundregeln für die Kölner Kommunität sind schon geplant. Diese beinhalten einen gemeinsamen Abend pro Woche, regelmäßige Treffen mit dem Iona-Freundeskreis und Engagement bei den spirituellen Angeboten im „Raum der Stille“ auf dem Campus Kartause oder in der Kartäuserkirche.

Kirchliche Finanzen: Herausforderungen und Prognosen

Gabi Orbach

Dann standen die Zahlen und damit Finanzkirchmeisterin Gabi Orbach im Mittelpunkt der Verbandsvertretung. Zunächst ging es um den Jahresabschluss für 2024. Orbach berichtete in ihrer Präsentation von Kirchensteuereinnahmen, die deutlich über dem Plan lagen. Nach Abzug aller Umlagen habe sich der Anstieg der Einnahmen jedoch nicht mehr positiv auf das Ergebnis ausgewirkt. Als Grund nannte sie vor allem die Finanzausgleichsumlage, die zwölf Millionen Euro höher als geplant gezahlt werden musste. Mit dieser Umlage unterstützen finanzstarke Kirchenkreise solche, die wirtschaftlich schwächer aufgestellt sind. „Es gibt immer weniger Kirchenkreise, die in diesem Umlageverfahren zahlungspflichtig sind. Somit müssen jene, die noch zahlen können, mehr schultern“, erklärte Orbach. Auf Köln würden in Zukunft noch höhere Solidar-Kosten zukommen.

Am Ende wurden 2024 bei Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 119 Millionen Euro insgesamt 44,5 Millionen Euro an die Verbandsgemeinden nach Zahl der Mitglieder überwiesen. Für das Jahr 2026 rechnet Orbach mit Kirchensteuereinnahmen von rund 115 Millionen Euro. Die Finanzausgleichsumlage wird auf 24,7 Millionen Euro geschätzt. Ein weiterer Posten, der im Haushalt immer größer wird, ist die Versorgungs- und Beihilfesicherungsumlage. Grund dafür ist, dass viele Pfarrerinnen und Pfarrer in den Ruhestand treten. Nach Abzug aller Umlagen sollen im kommenden Jahr 43,8 Millionen Euro an die Gemeinden überwiesen werden. Das ist nur durch eine Rücklagenentnahme in Höhe von 3,6 Millionen Euro möglich. Auch wenn die Rücklagen noch eine ganze Weile reichen, mahnte Gabi Orbach zur Vorsicht. Sie warnte auch, dass die Sparpläne der Landeskirche Aufgaben auf Kirchenkreise und Gemeinden übertragen könnten.

Abschied von Superintendentin Susanne Beuth

Superintendentin Susanne Beuth geht Ende 2025 in den Ruhestand

Mit großem Applaus verabschiedete die Verbandsvertretung Susanne Beuth, die zum Jahresende in den Ruhestand geht. Die Pfarrerin aus Klettenberg ist seit 2019 Superintendentin im Kirchenkreis Köln-Mitte. „Du hast einen großen Beitrag zur Fusion der drei Kirchenkreise geleistet“, sagte Bernhard Seiger unter dem Beifall der Delegierten. „Ich habe die Zusammenarbeit mit dir immer als gut, einvernehmlich, kreativ und offen erlebt. Im Verband hast du dich engagiert für die Diakonie und die Beratungsstelle eingesetzt, und du warst lange Jahre Vorsitzende der Kölner ACK.“

Neuer Vorstand gewählt

Bei der Tagung der Verbandsvertretung wurde auch der Verbandsvorstand neu gewählt. Die Wahlen waren notwendig, da durch die Fusion der Kirchenkreise Köln-Mitte, -Nord und -Süd die Gremien neu zusammengesetzt werden. Im Vorstand vertreten sind künftig: Pfarrer Jan Ehlert (Hürth), Gaby Orbach (Pesch), Silke Schmidt (Lindenthal), Marcel Cossijns (Porz), Christ Hasted (Flittard/Stammheim), Joachim Ruppersberg (Rath-Ostheim), Christoph Riethmüller (Bayenthal), Burkhard von Spankeren (Brühl), Dr. Alfred Paulick (Heilig-Geist-Gemeinde Köln-Land), Diana Zulfoghari (Köln), Hartmut Melenk (Höhenhaus) und Katharina Haubold (Mülheim am Rhein). Stellvertretende Mitglieder sind: Hye-Won Chang-Herrmann, Astrid Rose, Manguela Fokuhl, Anette Ludolphy, Dr. Markus Schulz, Pfarrerin Sandra Nehring und Jörg Krautmacher.

Die nächste Sitzung der Verbandsvertretung findet am 27. Juni 2026 statt.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann / APK

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