Zwei Amtseinführungen in einem Gottesdienst: Torsten Krall ist Superintendent und Kerstin Herrenbrück Synodalassessorin im Rechtsrheinischen

Dieser Gottesdienst hatte wirklich Seltenheitswert. Wann erlebt man schon die Amtseinführung eines Superintendenten, dessen erste Amtshandlung direkt im Anschluss die Einführung seiner Stellvertreterin in ihr Amt ist? So geschehen jüngst auf der Wiese hinter der Dünnwalder Tersteegenkirche. Präses Dr. Thorsten Latzel war in den Kölner Osten gekommen, um den Dünnwalder Pfarrer Torsten Krall als Superintendenten des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch einzuführen. Als das geschehen war, segnete Krall die Höhenhauser Pfarrerin Kerstin Herrenbrück als Synodalassessorin des Kirchenkreises.

Die Synode hatte Herrenbrück und Krall am 29. April in ihre Ämter gewählt. Sie wollen den Kirchenkreis als Doppelspitze führen. Und so war es nur konsequent, dass beide sich die Predigt teilten. Aber der Reihe nach.

Für einen Einstieg in den Gottesdienst mit Humor entschied sich Sebastian Baer-Henney. Bei der Lesung des Psalms 100, in dem sich Alt und Jung abwechselnd, ließ der Mülheimer Pfarrer der Gemeinde freie Hand: „Sie können selbst entscheiden, welche Zeilen Sie mitsprechen. Ich fange mal mit Alt an.“

Begegnung, Vertrauen und Freiheit

Dann sprach der Präses über den neuen Superintendenten. Aber zuerst wandte er sich den verschiedenen Auswahlverfahren für Führungskräfte zu. Saul sei in alttestamentarischer Zeit König geworden, weil er einen Kopf größer als alle anderen gewesen sei. David habe Gott auserwählt, weil er dessen Herz für andere geschätzt habe. Und – na ja – Salomo habe sein Königsamt der Tatsache zu verdanken, dass er der Sohn Davids gewesen sei. In der rheinischen Landeskirche herrsche nicht einer über andere, erklärte Latzel. Dort seien alle Königinnen und Könige. Torsten Krall sei zwar nicht klein, wolle aber keinesfalls größer sein als andere. Und der Sohn eines Superintendenten sei er auch nicht. Ihn habe die Synode gewählt.

„Begegnung, Vertrauen und Freiheit sind Ihre Leitworte für Ihre bisherigen Ämter und für Ihre zukünftige Aufgabe“, sagte der Präses an Krall gewandt. Er ließ Kralls Leben kurz Revue passieren. Geboren in einem kleinen Dorf in der Nähe von Mönchengladbach hat er nach dem Zivildienst in Heidelberg, Berlin und Bonn Theologie studiert. Seit Ende 2004 ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Dünnwald. Außerdem unterrichtet er Evangelische Religion am Dietrich Bonhoeffer-Gymnasium in Bergisch-Gladbach Heidkamp. „Es war Ihnen immer wichtig, den Menschen offen zu begegnen“, so der Präses an Krall gewandt.

„Gott vertraut uns grundlos“

Die Begegnung des Menschen mit Gott sei von wechselseitigem Vertrauen geprägt. „Gott vertraut uns grundlos. Und für uns wird Gott real, indem wir ihm vertrauen. Deshalb sind wir frei. Frei anderen Menschen kreativ zu vertrauen. Und dann können wir etwas verändern.“ Der Präses empfahl Krall, ruhig zuzuhören, unideologisch und offen. Es gebe eine große Sehnsucht nach Vertrauen angesichts der krisenhaften Zeiten. Aber es brauche auch einen klaren Blick und die Fähigkeit durchzuhalten, wenn man etwas für richtig erkannt habe, das gerade nicht „stylish“ sei. Mit viel Applaus gratulierte die Gemeinde dem neuen Superintendenten. Auch die Amtskollegen Bernhard Seiger aus dem Kirchenkreis Köln-Süd, Markus Zimmermann aus Köln-Nord und Susanne Beuth aus Köln-Mitte waren zum Gottesdienst gekommen.

Gerade „inthronisiert“, leitete Krall die Amtseinführung seiner Stellvertreterin ein. Er erinnerte an die biblische Geschichte von einem, der Angst vor der Verantwortung hatte. Zu Recht, so Krall, denn alles ging schief. „Wer aus Angst an allem festhält, wird alles verlieren. Wer aber loslässt und alles einsetzt, was ihm zur Verfügung steht, wird alles gewinnen.“

„Wie können wir als Kirche noch mehr Vielfalt leben?“

Für ihre gemeinsame Predigt hatten Herrenbrück und Krall jeweils eine Bibelstelle ausgewählt. Die Synodalassessorin hatte sich für „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ entschieden. Der Superintendent hatte „Werft Euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung ist“ genommen. Herrenbrück erinnerte sich an viele Mauern, die sich in ihrem Leben vor ihr aufgetürmt haben. „Und es werden wohl noch welche dazu kommen. Wie können wir als Kirche noch mehr Vielfalt leben? Wie können wir uns von Strukturen trennen, die nicht mehr segensreich sind? Es ist gut, einen Gott zu haben, der sagt, dass auch hinter den Mauern ein Leben wartet, das er gestaltet.“ Es sei gut, springen zu können ohne Angst. Viele Menschen hätten Höhen und Tiefen hinter sich. Es sei gut, dass Gott ihnen das Zutrauen vermittele, springen zu können.

Kraft und Mut

Krall erinnerte sich an seine Jugend. Er habe sich begeistern lassen von der Kirche. „Mir war klar: Ich bin Teil einer größeren Geschichte geworden. Gott begegnet mir in, mit und unter Menschen.“ Herrenbrück ist fasziniert von dem Bild vom Springen. „Nicht klettern oder hochziehen. Ein Satz, und man ist drüben. Die Kraft und den Mut dafür bringe ich allerdings nur auf, wenn ich an das gute Leben auf der anderen Seite glaube.“ Ohne Not springe man selten. Man hoffe auf neue, herausfordernde Perspektiven hinter den Mauern. Allein zu springen, sei gut. Besser jedoch sei es, gemeinsam zu springen.

Er erzählte, dass sich für ihn das Mitgehen zur evangelischen Jugendgruppe, sein Sprung über die Mauer, auf jeden Fall gelohnt habe. Es habe Rückschläge gegeben. „Die habe ich aber nicht zu retardierenden Momenten erklärt, um die Erfolge umso strahlender aussehen zu lassen.“ Krall gestand, dass er seine „kleine Geschichte“ oft nicht zusammenbringen könne mit der „großen Geschichte, die über die Kirche erzählt wird“. Für die Kirche gehe es in erster Linie darum, Geschichten zu hören. Und: „Wir zusammen können Geschichte und Geschichten schreiben.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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