Sölle*-Poetry-Change: Wettbewerb für Kreative – jetzt Werke einreichen!

Wussten Sie, dass Dorothee Sölle eine große Kölner Dichterin, Aktivistin und Denkerin war? „Theopoetin“ wurde sie genannt – und ein Platz in Köln ist nach ihr benannt worden. Sie hat sich viel mit Gott und der Welt beschäftigt und sich für Gerechtigkeit und Frieden eingesetzt. Vor 20 Jahren ist sie gestorben. Beim Sölle*-Poetry-Change können Kreative ihre Gedichte ins Leben zurückbringen. Die Teilnehmenden können aus diesem Flyer ihr Lieblingsgedicht aussuchen. 

 Am 27. April 2023 um 19 Uhr werden die Werke in der Christuskirche gezeigt – und es gibt für alle einen Preis.

Kontakt bei Rückfragen:

Pfarrer Christoph Rollbühler, christoph.rollbuehler@ekir.de, Tel 0170 22 61 789

Dorothee-Sölle-Tag am Donnerstag, 27. 4.2023

16.00 Uhr: Zeitzeug*innengespräch
Mit Bärbel Wartenberg-Potter und
Martin Sölle, Antoniterkirche/Schildergasse

17.30 Uhr Sölle-Poetry-Walk
Gedichte auf dem Weg von der
Antoniterkirche zum Dorothee-Sölle-Platz
Treffpunkt: vor der Antoniterkirche

Ziel: Dorothee-Sölle-Platz an der
Christuskirche

19.00 Uhr Sölle-Poetry-Change
Gedichte, Performance, Musik, Gespräche
und Nachtgebet in der Christuskirche

Die Gedichte

ganz sein – nicht zerstückelt leben

heil sein – nicht zerstört
heil machen – nicht kaputt machen

hungern nach der Gerechtigkeit – nicht satt sein in

der Ungerechtigkeit

authentisch leben – nicht bewusstlos apathisch

in den Himmel kommen – nicht in der Hölle bleiben.

Zeitansage

Es kommt eine zeit,
da wird man den sommer gottes

kommen sehen:

die waffenhändler

machen bankrott,

die autos füllen die schrotthalden

und wir pflanzen jede einen baum.

Es kommt eine zeit,
da haben alle genug zu tun

und bauen die gärten

chemiefrei wieder auf;

in den arbeitsämtern

wirst du ältere leute summen

und pfeifen hören.

Es kommt eine zeit,
da werde wir viel zu lachen haben;

und gott wenig zu weinen.

die engel spielen klarinette

und die frösche quaken

die halbe nacht.

Und weil wir nicht wissen;
wann sie beginnt,

helfen wir jetzt schon

allen engeln und fröschen

beim lob gottes.

Der dritte weg

Wir sehen immer nur zwei wege
sich ducken oder zurückschlagen

sich kleinkriegen lassen oder

ganz groß herauskommen

getreten werden oder treten

Jesus du bist einen anderen weg gegangen
du hast gekämpft aber nicht mit waffen

du hast gelitten aber nicht das unrecht bestätigt

du warst gegen gewalt aber nicht mit gewalt

Wir sehen immer nur zwei möglichkeiten
selber ohne luft sein oder andern die kehle zuhalten

angst haben oder angst machen

geschlagen werden oder schlagen

Du hast eine andere möglichkeit versucht
und deine freunde haben sie weiterentwickelt

sie haben sich einsperren lassen

sie haben gehungert

sie haben spielräume des handelns vergrößert

Wir gehen immer die vorgeschriebene bahn
wir übernehmen die methoden dieser welt

verachtet werden und dann verachten

die andern und schließlich uns selber

Laßt uns die neuen wege suchen
wir brauchen mehr phantasie als ein rüstungsspezialist

und mehr gerissenheit als ein waffenhändler

und laßt uns die überraschung benutzen

und die scham die in den menschen versteckt ist

Credo

Ich glaube an gott
der die welt nicht fertig geschaffen hat

wie ein ding das immer so bleiben muss

der nicht nach ewigen gesetzen regiert

die unabänderlich gelten

nicht nach natürlichen ordnungen

von armen und reichen

sachverständigen und uninformierten

herrschenden und ausgelieferten

ich glaube an gott

der den widerspruch des lebendigen will

und die veränderung aller zustände

durch unsere arbeit

durch unsere politik

Ich glaube an jesus christus
der recht hatte, als er

„ein einzelner, der nichts machen kann“

genau wie wir

an der veränderung aller zustände arbeitete

und darüber zugrunde ging

an ihm messend erkenne ich

wie unsere intelligenz verkrüppelt

unsere Phantasie erstickt

unsere anstrengung vertan ist

weil wir nicht leben wie er lebte

jeden tag habe ich angst

dass er umsonst gestorben ist

weil er in unseren kirchen verscharrt ist

weil wir seine revolution verraten haben

in gehorsam und angst vor den behörden

Ich glaube an jesus christus
der aufersteht in unser Leben

dass wir frei werden

von vorurteilen und anmaßung

von angst und hass

und seine revolution weitertreiben

auf sein reich hin

Ich glaube an den geist
der mit jesus in die welt gekommen ist

an die gemeinschaft aller völker

und unsere verantwortung für das

was aus unserer erde wird

ein tal voll jammer hunger und gewalt

oder die stadt gottes

ich glaube an den gerechten frieden

der herstellbar ist

an die möglichkeit eines sinnvollen lebens

für alle menschen

an die zukunft dieser welt gottes

amen

Alle Gedichte Copyrights bei Fietkau-Verlag

 

Text: APK
Foto(s): Screenshot Flyer

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