„Seid eines Sinnes“: Andacht im Dom zum NRW-Tag mit Superintendent Markus Zimmermann

Hoher Besuch im Dom am NRW-Tag in Köln: Nathanael Liminski, NRW-Minister für Europaangelegenheiten, Justizminister Dr. Benjamin Limbach, Familienministerin Josefine Paul, Berivan Aymaz, Vizepräsidentin des Landtags, und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker waren zu einer Andacht gekommen, in der Stadtdechant Msgr. Robert Kleine und Superintendent Markus Zimmermann kurze Ansprachen hielten.

Markus Zimmermann verwies auf den 1. Konrintherbrier: „Ich ermahne euch aber, Brüder und Schwestern, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet; und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung.“ Nordrhein-Westfalen nannte er das „bevölkerungsreichste und schönste Bundesland“. Ein Bindestrich-Land.

Der Superintendent zitierte Johannes Rau, der leicht ironisch erklärt hatte, dass sich die Stärke NRWs in den Charakteren der Bewohnerinnen und Bewohner manifestiere: „Die Zuverlässigkeit der Rheinländer, die Leichtfüßigkeit der Westfalen und die Großzügigkeit der Lipper.“ „Ein wunderbarer Haufen“, gepägt von Toleranz. Den Satz „Jeder Jeck es anders“ könne man als eine Art Grundgesetz des Christentums ansehen, so Zimmermann. Es habe Zoff in der Gemeinde gegeben, als Paulus den Korintherbrief geschrieben und für Verbundenheit und Zusammenhalt geworben habe. „Seid eines Sinnes bedeutet nicht, dass man immer einer Meinung sein muss. Wir halten viel Blödsinn aus.“ Christ sein bedeute, in Respekt vor den Menschen und in der Liebe Gottes zu leben. Und es bedeute, alle willkommen zu heißen, die nach NRW kommen. „Dann bleibt dies ein wunderbar buntes Land.“

Stadtdechant Robert Kleine: „Die Welt wird nicht dadurch besser, dass wir passiv sind“

Stadtdechant Robert Kleine griff den Refrain des Liedes auf, das vor seiner Ansprache gesungen worden war: „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen und neu beginnen, ganz neu…. da kann Frieden werden unter uns.“ Frieden erfordere aktives Tun. Aber: „Das gemeinsame Leben – Gesellschaft, Umwelt, Demokratie, Globalisierung – das alles ist so kompliziert und unhandlich geworden, so unüberschaubar für den Einzelnen, dass man versucht ist, sich aus all dem abzumelden und passiv zuzuschauen, als wäre das Ganze reine Unterhaltung, die meine Beteiligung, meinen Einsatz nicht verlangt.“ Die Möglichkeiten des Einzelnen einzugreifen, seien verschwindend gering. Und die Krisen überall auf der Welt unübersehbar.

Abstand halten und Passivität helfe aber nicht. „Die Welt wird nicht dadurch besser, dass wir passiv sind. Und wir selbst widersprechen dem, was Menschsein bedeutet, wenn wir uns nicht am gemeinsamen Leben beteiligen, wenn wir nicht aufstehen, wo die Menschenwürde mit den Füßen getreten, wo Krieg, Terror, Gewalt und Hetze die Oberhand haben.“ Ein Mensch werde im sozialen und auch christlichen Sinn Mensch, indem er Verantwortung auf sich nehme für die Mitmenschen. Diese Verantwortung sei grenzenlos. „Wenn Jesus dazu auffordert, dass man seinen Nächsten lieben soll wie sich selbst, dann geht es um Mitgefühl, Sympathie mit dem Menschen außerhalb der Mauern, die einen umgeben. Darum, dass wir vorbehaltlos lieben sollen.“ Das gelte natürlich auch für die Geflüchteten, die nach NRW kämen.

„Auch in unserer Stadt gibt es Intoleranz, Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Auch in Köln gibt es Wahrheitsverdreher, politische Scharlatane, Islamisten und Propagandisten. Gegen all diese Gefahren und Gefährder unserer Demokratie und unserer demokratischen Grundordnung müssen wir gemeinsam und als einzelne aufstehen und die Wahrheit sagen.” Kleine erinnerte an das Grundgesetz. Die Würde des Menschen sei unantastbar. “Sie zu achten und zu schützen, ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“

Auf der Festmeile am Rheinufer informierten zahlreiche Institutionen, Vereine, Verbände und Initiativen über ihre Arbeit. Natürlich war auch die evangelische Kirche vor Ort vertreten. Die evangelische Jugend hatte einen Menschenkicker aufgeblasen, das Diakonische Werk Köln und Region erinnerte an ihr 100-jähriges Bestehen, das Clarenbachwerk und die Diakonie Michaelshoven machte aufmerksam auf ehrenamtliche Arbeit.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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