Seelsorge und Klimaschutz – Rückblick auf die Landessynode 2022

Nach fünf Tagen ist die digitale Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland am Donnerstagabend zu Ende gegangen. Das Schwerpunktthema Seelsorge, eine Wahl zur Kirchenleitung, der Präsesbericht, Klimaschutz, Flüchtlingspolitik, Haushalt, Impfgerechtigkeit und ein Friedensappell standen neben vielen anderen Themen auf der Tagesordnung der 199 stimmberechtigte Abgeordnete aus den 37 Kirchenkreisen zwischen Niederrhein und Saarland. Mit darunter waren auch die Vertreterinnen und Vertreter der vier Kölner Kirchenkreise.

Stadtsuperintendent Bernhard Seiger

„Für mich waren die Themen Treibhausneutralität der Ev. Kirche im Rheinland 2035, die Zukunft der Seelsorge und der Präsesbericht von Thorsten Latzel prägend für die Synode“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger mit dem Blick auf die Synode. „Mit dem Ziel der effektiven Begrenzung des CO2-Ausstoßes weltweit und dem Ziel der Klimaneutraltät 2035 für unseren Bereich haben wir eine historische Aufgabe vor uns, die ambitioniert und zugleich nötig ist. Wir müssen als Kirche in Bezug auf die Klimafrage größer, mutiger, langfristiger und zugleich konkreter denken und handeln als bisher. Es wird viel Aufwand sein, sich mit der nötigen fachlichen Expertise an jedem Ort mit der Zukunft, der Aufgabe oder der energetischen Ertüchtigung aller unserer Gebäude befassen zu müssen. Das ist eine Herausforderung, die wir annehmen müssen. Es hilft, das aus der inneren Überzeugung zu tun, dass wir heute die Verantwortung für die Lebensbedingungen der nächsten Generation wahrnehmen müssen. Hier ist die Klimaverantwortung oben auf der Tagesordnung. Ich sehe, welcher Aufwand in Presbyterien und Bauverwaltungen hier getrieben werden muss.“

Den Schwerpunkt der Landessynode bildete das Thema Seelsorge. Am Montagmorgen gestaltete Gefängnisseelsorgerin Pfarrerin Eva Schaaf aus Köln die Andacht, im Laufe des Tages wurden unterschiedlichste Bereich des Themas Seelsorge betrachtet.  „Seelsorge geschieht in der persönlichen Begegnung an verschiedenen Orten: niederschwellig auf der Straße, in Krisensituationen, zuhause, in Krankenhäusern, in Gefängnissen“, sagte Andrea Vogel, Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, zu dem Thema. Frau Vogel, die im Sommer in den Ruhestand geht, ist im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region für die Bereiche der Seelsorge zuständig. „Es war berührend, dass auf meiner letzten Landessynode nach über 25 Jahren gerade das Thema Seelsorge im Vordergrund stand. Denn für diese Arbeitsfelder bin ich als Superintendentin zuständig. Mein Anliegen war und ist die Seelsorge. Sie ist nicht immer sichtbar, ist aber ein notwendiger und gefragter Beitrag der Kirche zum Leben unserer Gesellschaft. Vieles mag in der Gesellschaft an Kirche – auch mit Recht – kritisiert werden, die Seelsorge wird geschätzt.“

Superintendentin Andrea Vogel

Auf ihrer Tagung hat die Landessynode Leitsätze, Empfehlungen und eine Perspektivschrift zur Zukunft der Seelsorge verabschiedet, die in ihrem Kern die Relevanz der Seelsorge als kirchliches Handlungsfeld herausstellen und Wege aufzeigen, wie diese auch künftig in einer kleiner werdenden Kirche, mit weniger Geld und Personal, präsent sein kann. „Es hat mich gefreut, dass wir auf dem richtigen Weg sind für unseren Bereich Köln und Rhein-Berg und Rhein – Erft“, sagte Superintendentin Vogel rückblickend auf diese Beschlüsse. „Ein Beispiel dafür ist die Ausbildung Ehrenamtlicher in der Seelsorge, die wir vor einigen Jahren begonnen haben. Über die Bereiche der Telefon- und Notfallseelsorge hinaus bilden wir Menschen aus, die sich ehrenamtlich im Bereich ihrer Gemeinde oder in der Krankenhausseelsorge engagieren wollen. Das Positionspapier, das die Landessynodalen zum Thema Seelsorge verabschiedet haben, bestärkt mich, dass wir auf dem richtigen Weg sind, denn hier wurde auch die Ausbildung Ehrenamtlicher in der Seelsorge als zukunftsweisend genannt. Ebenso wird die Einrichtung einer Ideenbörse für Zukunftsmodelle der Seelsorge eingerichtet werden. Hier können wir unsere Ideen der Neustrukturierung der Krankenhausseelsorge in Köln und Region einbringen.“

Ein weiterer wichtiger Tagesordnungspunkt auf der Synode war der erste Jahresbericht von Präses Dr. Thorsten Latzel. „Menschenfreundlichkeit, Hoffnung auf Gott und Mut zur Gestaltung – das macht unseren evangelischen Glauben aus“, sagte er in seinem Bericht und ging unter anderem auf die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr ein, die auch die Kölner Kirchenkreise getroffen hatte. „Da ist etwas zerrissen, hat Spuren hinterlassen. Bei vielen Menschen. Auch bei mir. Was im Sommer letzten Jahres geschehen ist, hat auch mich verändert, meinen Glauben. Das Leiden, die Zerstörung ganzer Orte – aber auch die faszinierende Nähe und Hilfsbereitschaft.“ Zu den zentralen Aufgaben der Gemeinden und Kirchen gehöre in den nächsten Jahren nachgehende Seelsorge, diakonische Beratung und eine heilende Erinnerungskultur.

„Unser Präses hat sein Amt in Coronazeiten und erschwerten Bedingungen angetreten. Er hat gleichwohl unglaublich viele Kontakte gesucht und viele Erfahrungen dieses kritischen Jahres 2021 tiefgreifend reflektiert. Das zeigte sich in seinem ersten Präsesbericht“, sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger zu dem Bericht des Präses. „Sein Motto zum Bericht: „Offen begegnen, trotzig hoffen, mutig gestalten“ gefällt mir gut. Er durchdringt unsere komplizierte Lage als Gesellschaft und in der Kirche im Wandel sehr wach und mit geistlich-theologischem Blick. Mir ist ein starkes Bild hängen geblieben: Beim Leben in der Krise ist es wie beim Wandern: Es gilt auf die eigenen Ressourcen zu achten und zugleich in Bewegung zu bleiben. Das trifft eigentlich alles. Wir müssen aufmerksam auf unsere Kapazitäten achten, aber zugleich müssen wir weitergehen und in manchen Bereichen, siehe Klimaschutz, schneller und aktiver vorwärtsgehen als bisher. Aber man kommt so tatsächlich voran und macht Fortschritte, das wiederum motiviert zum Weitergehen.“

Superintendent Markus Zimmermann

Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat am Donnerstag auch den Haushalt 2022 mit einem Gesamtvolumen von knapp 542 Millionen Euro beschlossen. Im vergangenen Jahr lag der Ansatz bei 532 Millionen Euro. Für dieses Jahr prognostiziert Oberkirchenrat Henning Boecker, Leiter der Abteilung Finanzen und Diakonie, einen Überschuss von rund 3,7 Millionen Euro. Das Haushaltsjahr 2021 schloss noch mit einem Minus von mehr als sieben Millionen Euro ab. Mit knapp 63,5 Prozent der Ausgaben bleiben Personalaufwendungen auch 2022 der größte Haushaltsposten. Die Jahresabschlüsse für die Jahre 2019 und 2020 stellte Markus Zimmermann, Superintendent des Kirchenkreises Köln Nord, vor. Er ist Leiter des Finanzausschusses der Landeskirche. Der Jahresabschluss des rheinischen Landeskirche 2019 wurde mit einem Jahresergebnis von 11.482.358,47 Euro und einer Bilanzsumme von 1.783.815.901,90 Euro festgestellt, wie aus dem Bericht der Rechnungsprüfungsstelle hervorgeht. Der Jahresabschluss des rheinischen Landeskirche 2020 wurde mit einem Jahresergebnis von 11.980.728,19 Euro und einer Bilanzsumme von 1.778.418.536,76 Euro festgestellt.

Superintendentin Susanne Beuth

Außerdem wählte die Synode im ersten Wahlgang Pfarrerin Dr. Wibke Janssen als neues hauptamtliches Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die 56-jährige Theologin wird damit auf Oberkirchenrätin Barbara Rudolph folgen, die zum 1. September in den Ruhestand tritt. Wibke Janssen arbeitet zurzeit als Pfarrerin in Bonn an der Erzbischöflichen Liebfrauenschule in Bonn, Skriba des Kirchenkreises und Vorsitzende des Ständigen Theologischen Ausschusses der rheinischen Kirche. Weiter beschäftigte sich die Synode auch mit der Problematik, dass an den Grenzen Europas immer wieder Recht offen gebrochen wird, und der Impfgerechtigkeit. Dieses Thema war von Susanne Beuth, Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Mitte, auf der Synode eingebracht worden.

Zum zweiten Mal hatte die Landessynode digital getagt. Auch wenn die Landeskirche immer wieder Angebote zur digitalen Begegnung während der Tage angeboten hatte, waren Austausch und Diskussionen nur eingeschränkt möglich. „Es gab aufgrund der aktuellen Gesundheitslage keine Alternative zu einer digitalen Landessynode. Wir haben gespürt, dass wir das Miteinander der synodalen Gemeinschaft und die dynamischen Gespräche in immer neuen Konstellationen, die sich normalerweise ergeben, schmerzhaft vermissen“, sagte Stadtsuperintendent rückblickend auf die digitale Synode. „Wir haben es mit viel Disziplin und Wachheit in der digitalen Kommunikation trotzdem geschafft, ehrliche und inhaltsreiche Debatten zu den so wichtigen Themen und Aufgaben zu führen, in den Ausschüssen und im Plenum. Ich finde, es ist insbesondere in den Andachten gelungen, mit dem Blick auf menschliche Lebenslagen aus diversen Lebensfeldern, etwa bei der Seelsorge in der Justizvollzugsanstalt und der Notfallseelsorge, Empathie spüren zu lassen und sich berühren zu lassen.“

 

Text: APK
Foto(s): ekir.de / APK

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