Philipp Melanchthon – kluger Kopf mit Widerstandsgeist: Gemälde von Thomas Baumgärtel enthüllt

Wo wäre ein großformatiges Porträt des Reformators und Luther-Vertrauten Philipp Melanchthon (1497 – 1560) besser aufgehoben als in der Melanchthonkirche in Köln-Zollstock? Ob Melanchthon sich jemals im Kölner Süden aufgehalten hat, ist zwar nicht überliefert, mit Köln verbindet den Gelehrten jedenfalls einiges. So unterstützte er gemeinsam mit Martin Bucer den Kölner Reformationsversuch. Ganz Teil der Kölner Stadtgesellschaft ist hingegen Kunst-Rebell Thomas Baumgärtel (* 1960), der den Reformator, Feingeist und Bildungsreformer auf seine ganz eigene Art ins Bild setzte. Ermöglicht durch einen privaten Sammler, wird das Werk nun als Dauerleihgabe in der Melanchthonkirche zu sehen sein.

Im Rahmen einer Vernissage, die Kirchenmusikerin Barbara Bannasch am Flügel musikalisch gestaltete, wurde das Bild enthüllt und der Öffentlichkeit präsentiert. Pfarrer Oliver J. Mahn betonte in seinen Begrüßungsworten, dass Melanchthon für Einheit stand. Er habe sich zudem durch seinen Einsatz für einen breiteren Zugang zu Bildung den Ehrentitel „Lehrer Deutschlands“ erarbeitet und sei prägend für das deutsche Schulsystem gewesen.

„Das Gespräch ist die Mutter des Segens“

Dorothee Schaper, Studienleiterin der Melanchthon-Akademie, hatte ein Melanchthon-Zitat mitgebracht, das wie ein Kommentar zur gesellschaftlichen Situation des Jahres 2022 klang: „Das Gespräch ist die Mutter des Segens.“ Statt über Melanchthon zu sprechen, hatte sie einen Brief an Philipp Melanchthon geschrieben. Melanchthon sei schließlich ein „großer Briefschreiber vor dem Herrn“ gewesen und habe „ganz Europa mit seinen Briefen zusammengehalten“.

Er habe sich immer für Bildung, Glaubwürdigkeit und Veränderung eingesetzt, obwohl er selbst „eher ein Mann der leisen und verbindenden Töne“ gewesen sei.

Stefan Schönbach aus dem Landeskirchenamt in Düsseldorf, der den Kontakt zu Thomas Baumgärtel hergestellt hatte, berichtete von dem Projekt „Kirchenköpfe“ – 20 großflächige Porträts bedeutender Persönlichkeiten der evangelischen Kirche. Thomas Baumgärtel ist dort mit einem Melanchthon-Porträt und einem Bildnis der Mitgründerin des Müttergenesungswerks Magdalene von Waldhausen vertreten. „Die Banane ist Statement und Waffe“, erklärte Stefan Schönbach. Baumgärtel zeichne mit seinem gesprayten „Markenzeichen“ Museen und andere Institutionen aus, lege aber auch den „Finger in die Wunden der Gegenwart.“

Thomas Baumgärtel gelingt es, Vorlagen zu nutzen, sich aus dem Fundus der Kunstgeschichte zu bedienen und daraus etwas ganz Eigenes zu schaffen. So blickt die Betrachter und Betrachterinnen aus Baumgärtels Gemälde zwar durchaus ein „Verwandter“ des berühmten Cranach-Porträts an, doch wer ganz genau hinsieht, entdeckt auch in diesem Baumgärtel-Werk die Banane. „Es war ein Durchkämpfen bis zur letzten Minute“, bekannte der Künstler und stand doch sichtlich stolz neben dem Bildnis jenes Gelehrten, ohne dessen griechische Sprachkenntnisse es wohl keine Luther-Bibel gäbe.

Vielleicht wäre dem eher zurückhaltenden Melanchthon so viel Aufhebens um seine Person eher unangenehm gewesen. Eines hätte ihm aber ganz sicher gefallen: Das „segensreiche Gespräch“, das Dorothee Schaper den Anwesenden ans Herz gelegt hatte, fand an diesem Nachmittag reichlich statt.

Text: Priska Mielke
Foto(s): Priska Mielke

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