Ökumenisches Statement der Kirchen zu Corona-Protesten

Die evangelische und die katholische Kirchen in Köln wenden sich vor dem Hintergrund der Corona-Krise mit einer gemeinsamen Stellungnahme an die Kölnerinnen und Kölner. Angesichts der seit einigen Wochen zunehmenden Corona-Proteste rufen die Unterzeichner – Stadtdechant Msgr. Robert Kleine, Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger und Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses – zu einem weiterhin verantwortungsbewussten Verhalten auf. Damit verbunden sind ein Appell zum gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie ein Dank für das bisherige verantwortungsbewusste Verhalten.

Gemeinsame Erklärung:

Köln hält zusammen – Statement der Kirchen zu Corona-Protesten

„Es ist eine große Leistung der Bevölkerung, in der Corona-Krise zahlreiche Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus mitgetragen und trotz aller Belastungen lange durchgehalten zu haben. Dieser Einsatz war erfolgreich. Wir Kirchen sind dankbar für das hohe Engagement aller Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, die zusammen mit der Rücksichtnahme der Bürgerinnen und Bürger im Alltag viele Menschenleben gerettet haben. Wir teilen als Kirchen zugleich die Sorge vieler Menschen über die wirtschaftlichen Folgen der Krise und den Verlust des Arbeitsplatzes.

Wir brauchen eine verantwortungsvolle Balance aus Beschränkung und Öffnung

Die weitreichenden Maßnahmen, die das öffentliche, berufliche und private Leben eingeschränkt haben und weiter einschränken, haben gewirkt, weil es aus Einsicht ein hohes Maß an Einverständnis mit den politischen, zeitlich begrenzten Maßnahmen gegeben hat. Nun sind wir in der Phase der schrittweisen Lockerung der Beschränkungen, was wir sehr begrüßen. Wir teilen als Kirchen die Sorge vieler Menschen und stehen sowohl an der Seite derjenigen, die Sorge um ihre wirtschaftliche Existenz oder das Wohl ihrer Kinder aufgrund der corona-bedingten Einschränkungen haben, als auch an der Seite derer, die Sorge um ihre Gesundheit und ihr Leben haben, weil sie vorerkrankt oder höheren Alters sind. Notwendig ist die immer neu zu suchende Balance zwischen Beschränkung aus Verantwortung und Öffnung zur freien Entfaltung des Lebens. Die Verantwortung für das Leben ist dabei der Kompass, der im Gebot der Nächstenliebe begründet ist.

Wachsamkeit bei gefährlichem Egoismus und Missbrauch berechtigter Sorgen

Wir sind gegenwärtig besorgt darüber, dass eine Gruppe von Menschen den Aspekt der Verantwortung außer Acht lässt und bei Demonstrationen und dem Verhalten im öffentlichen Raum das eigene Freiheitsbedürfnis über alles stellt. Wir wenden uns gemeinsam gegen jede Form von Verschwörungstheorien. Wir sind wachsam, wenn berechtigte Sorgen von rechtsextremen und anderen fundamentalistischen Strömungen benutzt und missbraucht werden. Grundlage allen Handelns einer aufgeklärten und demokratischen Gesellschaft sind aus Sicht der Kirchen die Suche nach gegenseitigem Verständnis und die Orientierung an der Vernunft und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die sich stetig weiterentwickeln.

Aufruf zum Zusammenhalt

Gerade in einer Zeit, die uns viel zumutet, ist der gesellschaftliche Zusammenhalt von größter Bedeutung. Wir ermutigen dazu, treu in dieser Haltung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, des Verantwortungsgefühls jedes Einzelnen, der Vernunft und der Zuversicht zu bleiben. Trotz Sorgen und Zweifeln: Wir halten zusammen!“

Text: Evangelische und katholische Kirchen in Köln
Foto(s): Annika Bocks

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