Nicht weniger als ein „Grundgesetz der Ökumene“ in Europa. Ökumenepfarrer Dr. Martin Bock zum 20jährigen Jubiläum der „Charta Oecumenica“

Das „Grundgesetz der Ökumene“ hat sie Erzpriester Constantin Miron, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland und Mitglied der ACK Köln zu Recht genannt. „Auf unserem europäischen Kontinent zwischen Atlantik und Ural, zwischen Nordkap und Mittelmeer… wollen wir mit dem Evangelium für die Würde der menschlichen Person als Gottes Ebenbild eintreten und als Kirchen gemeinsam dazu beitragen, Völker und Kulturen zu versöhnen.“ So beginnt die „Charta Oecumenica“, die am 22.4. 2001 in Straßburg, von der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) unterzeichnet wurde.

„Kultur des Dialogs und der Zusammenarbeit“

Im Januar 2006 wurde sie auch von der Kölner Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen angenommen und bindet die Kirchen vor Ort damit verpflichtend in diese „Kultur des Dialogs und der Zusammenarbeit“ (ChOe). Der besondere Charakter der Charta Oecumenica liegt in ihrer Selbstverpflichtung: In der Charta Oecumenica verpflichten sich die Kirchen auf dem Gebiet des Glaubens, der Ethik und des Dialoges mit dem Judentum und dem Islam, zusammenzuwirken und ihre Zusammenarbeit nach Kräften zu intensivieren.

Projekt Europa herausgefordert: Christen müssen mehr denn je fähig sein zur versöhnten Verschiedenheit!

„Die Herausforderungen seit der Unterzeichnung sind nicht kleiner geworden. Das ‚Projekt Europa‘ ist durch Rechtspopulismus, Antisemitismus, Antiislamismus und Fremdenfeindlichkeit gefährdet und zugleich in seiner Aufgabe, Ausgleich und Versöhnung zu stiften, enorm wichtig. Gerade hier können und müssen die christlichen Gemeinschaften ihre Fähigkeit zur versöhnten Verschiedenheit nach innen und außen weiter unter Beweis stellen“, sagt Pfarrer Dr. Martin Bock.

„Ich sehe viele Impulse der Charta Oecumenica auf einem guten Weg: Die Friedensarbeit, das Engagement zu einem nachhaltigen Lebensstil, aber auch theologisch hochgesteckte Ziele wie dasjenige, ,der eucharistischen Gemeinschaft entgegenzugehen‘, werden von den Kirchen intensiv diskutiert und in kleine und große Münze gefasst. Die Selbstverpflichtung der Evangelischen Kirche im Rheinland in ihrem Friedenswort aus dem Jahr 2018, sich auf den Weg zu einer ,Kirche des gerechten Friedens‘ zu machen, ist ein Beispiel. Auch der ökumenische Tag der Schöpfung im September stellt eine sehr konkrete Initiative dar, die wir in der Kölner Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen seit mehr als 10 Jahren jährlich umzusetzen versuchen. Und gerade in Deutschland wird das Ziel, ,gemeinsam am Tisch des Herrn‘ eingeladen zu sein, theologisch beharrlich verfolgt“, sagt Pfarrer Dr. Martin Bock.

Ökumenische Vision in neue Schläuche und leichte Sprache fassen

„Seit 2001 hat sich die religiöse Landschaft in Europa und natürlich auch in Köln verändert. Bindekräfte der spirituellen Tradition und der Institutionen sind schwächer geworden, Konfessionsfreiheit und -losigkeit haben sich verstärkt. Spiritualität und Glaube gehören vermehrt zum ‚privaten Raum‘, zu einer persönlichen Suchbewegung“, sagt Pfarrer Dr. Martin Bock. „Die ökumenische Vision der Charta Oecumenica sollte daher in neue Schläuche gefasst werden: Sie muss persönlicher, spiritueller, in ‚leichter Sprache‘ formuliert sein, damit sie Menschen erreicht.  Unsere Gesellschaft brauchen mehr denn je Hoffnung, Warmherzigkeit, eine Kultur der Liebe, Empathie und der Offenheit. Dazu gibt uns das Evangelium Kraft und Perspektive“.

Heute (25. 4. 2021) um 18 Uhr feiert Pfarrer Dr. Martin Bock im Rahmen des Ökumenischen Abendgebetes in der AntoniterCityKirche das 20-jährige Jubiläum der Unterzeichnung der „Charta Oecumenica“ in Europa.

Text: Martin Bock/APK
Foto(s): Felix Eichert

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