Nachrichten von der Kreissynode Köln-Süd: Biblische Sprache, geistliche Räume und kirchliche Rituale sind für Superintendent Dr. Seiger ein „Schatz von enormen Wert“

Superintendent Dr. Bernhard Seiger begrüßte bei der Tagung der Kreissynode des Kirchenkreises Köln-Süd am Samstag, 8. November, 66 von 71 stimmberechtigten Mitgliedern im Berufsförderungswerk Michaelshoven. „In unseren Ritualen, im Reichtum der biblischen Sprache und in unseren geistlichen Räumen tragen wir einen Schatz von enormem Wert durch die Zeit. Diesen Schatz zu pflegen, ist unsere vordringliche Aufgabe“, formulierte Pfarrer Dr. Bernhard Seiger in seinem ersten Bericht als Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd vor der Kreissynode Köln-Süd den grundlegenden Arbeitsauftrag der Evangelischen Kirche. In einer programmatischen Rede gab Seiger Einblicke in seine Vorstellungen von den Aufgaben und Möglichkeiten moderner Gemeinde- und Kirchenarbeit, welche die Tradition nicht vergisst: „Um für den Geist Wege zu öffnen, sind wir eingeladen, kreativ und aufmerksam für Veränderungen zu sein. Neben dem Grundangebot einer Gemeinde können geistliche und kommunikative Wege beschritten werden, die Menschen auf neue Weise erreichen. Es gilt, den Blick verstärkt auch auf die zu richten, die nicht mehr in der Kirche sind oder die noch nicht dabei waren“. Als Chance stellte Seiger unter anderem die Herausforderungen und Möglichkeiten der modernen Medien dar, die viele Gemeinden bereits „engagiert und kreativ nutzen, um im Gespräch zu sein und aktuell informieren zu können – fast alle Gemeinden des Kirchenkreises haben mittlerweile eine gut gemachte Homepage“.

Dr. Seiger plädiert dafür, „heute für den Pfarrberuf zu werben“

In Zeiten rückläufiger Finanzmittel ist auch der Pfarrdienst, der ein Kostenfaktor im Haushalt der Kirche ist, Thema vieler Diskussionen. Verstärkt wird die Situation dadurch, dass „aus heutiger Sicht in den Jahren von 1990 bis etwa 2005 offenbar zu viele Theologen in das landeskirchliche Stellensystem aufgenommen wurden“, so der Superintendent. Das hat zur Folge, dass im Moment weniger Theologinnen und Theologen eingestellt werden können und „die Generation der heute 30-jährigen im aktiven Dienst der Kirche unterrepräsentiert sind.“ Vermieden werden müsse, dass dieser wichtige Berufsstand unattraktiv wird: Man müsse „heute für das Theologiestudium und den Pfarrberuf werben, damit 2030 überhaupt noch ausgebildete junge Theologen für die dann anstehenden kirchlichen Aufgaben zur Verfügung stehen“, sagte Seiger.

Rückblick auf den sogenannten „Anti-Islamisierungskongress“

In seinem Rückblick auf den sogenannte „Anti-Islamisierungskongress“, den „ProKöln“ im September in Köln durchführen wollte, stellte Superintendent Dr. Bernhard Seiger die Problematik der Religions- und der Meinungsfreiheit ins Zentrum. „Im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region waren wir bemüht, eine differenzierte, theologisch reflektierte eigene Position zu formulieren“, erklärte Seiger. Diese bestehe einerseits darin, anzuerkennen, „dass die Muslime in Köln würdige Gotteshäuser bauen dürfen“, andererseits aber auch aus der Überzeugung, „dass die Ditib, der Bauherr der Moschee, sich den Orientierungen des Grundgesetzes verpflichtet sehen muss und jeglichem Verdacht entgegentreten muss, Ziele zu verfolgen, die die Grundrechte infrage stellen und Integration behindern“. Eine differenzierte Position bezog Seiger dann auch bezüglich der mitunter handgreiflichen Demonstrationen gegen diese, so Seiger, „geschmacklose Hetze“: „Wer mit Gewalt andere an der Ausübung ihres Rechtes zur freien Meinungsäußerung hindert, verlässt selber den Boden der freiheitlichen Grundordnung unseres Staates. Demokratie muss es aushalten, dass auch extreme Gedanken geäußert werden, so abstoßend sie sein mögen“. Zusammenfassend beschloss Seiger dieses Thema mit den Worten: „Die Sorgen der Bürger, die Mühe haben, sich mit dem Bau von Moscheen anzufreunden, gilt es ernst zu nehmen. Für das respektvolle Nebeneinander und die Begegnung von Menschen unterschiedlicher Reli-gionen können wir werben. Das Recht auf freie Meinungsäußerung, das ein hohes Gut ist, muss sich erst recht dann bewähren, wenn man in der Sache differiert.“

Haushalts- und Stellenplan im Jahr 2009

Einstimmig beschloss die Kreissynode Köln-Süd für den evangelischen Kirchenkreis Köln-Süd für das Haushaltsjahr 2009 Einnahmen und Ausgaben von 559.392 Euro zu veranschlagen. Das Haushaltsjahr 2007 wurde mit Einnahmen von 863.613,50 Euro sowie Ausgaben von 701.857,16 abgeschlossen. Den Überschuss von 161.756,34 beschloss die Kreissynode Köln-Süd für fünf verschiedene Zwecke zu verwenden: Der Jugendarbeit des Kirchenkreises kommen 20.000 Euro zugute. 31.756,34 Euro werden der Bauunterhaltungsrückhaltung des Kirchenkreises zugeführt. 60.000 Euro bilden eine Rücklage für energiesparende Maßnahmen in den Kirchengemeinden. Mit 40.000 Euro werden Rücklagen für besondere kirchenmusikalische Projekte in den Kirchen gebildet. Für Partnerschaftsprojekte des Kirchenkreises in Indonesien werden schließlich die restlichen 10.000 Euro verwendet.

Kreiskantorat beschlossen bei einer Gegenstimme

Mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung beschloss die Kreissynode Köln-Süd die „Einrichtung eines kreiskirchlichen Stellenanteils für das Kreiskantorat“. Das bedeutet, dass ein Kreiskantor oder eine Kreiskantorin mit einer Wochenstundenzahl von acht Stunden für den Kirchenkreis zum 1. Januar 2009 eingestellt werden soll. Der oder die Kreiskantor/in soll unter anderem die Presbyterien beraten bei Stellenbesetzungen, in Fragen der Liturgik und Hymnologie, bei der Orgelsanierung oder -neubau und bei Konflikten zwischen Kirchenmusiker und Presbyterium. Zu den weiteren Aufgaben zählen: Mitwirkung bei der Besetzung von Kirchenmusikerstellen, Mentorentätigkeit und Nachwuchsförderung

Personalia:

Einstimmig wurde Eckehard Halstenbach von der Evangelischen Mätthäus-Kirchengemeinde Hürth zum Vertreter des Kreissynodalvorstandsmitglied Lothar Ebert gewählt.

Termine der Kreissynode Köln-Süd

Die Kreissynode Köln-Süd tagt im Jahr 2009 am Samstag, 6. Juni, sowie am Samstag, 7. November, im Berufsförderungswerk Michaelshoven.

Weitere Termine: Jugendtage und Frauentag

„Get together! – Sei dabei!“ heißt es bei den Evangelischen Jugendtagen im Kirchenkreis Köln-Süd am Samstag und Sonntag, 15. und 16. November, im CJD Frechen, Clarenbachweg 81. Die Evangelischen Jugendtage sollen Jugendlichen ab dem 12. Lebensjahr die Möglichkeit geben, in Gemeinschaft neue Dinge auszuprobieren, andere Jugendliche zu treffen und gemeinsam etwas zu erleben. Auf dem Programm stehen unter anderem Workshops zu den Themen Zirkus, Zauberei, Gospel, Speedminton, Fotografie, Fußball, Basketball oder Waveboards.

Zum Frauentag im Kirchenkreis Köln-Süd wird für Samstag, 31. Januar 2009, 10.30 Uhr bis 17 Uhr, ins Berufsförderungswerk Michaelshoven, Sürther Straße 171, geladen. Das Thema der Veranstaltung lautet: „Meine Wünsche – Deine Wünsche“. Nach dem Vortrag mit Gespräch „Sorgenkind Klima – da helfen nicht nur gute Wünsche!“, den Reinhard Brand vom Evangelischen Entwicklungsdienst Bonn hält, werden nach dem gemeinsamen Mittagessen acht verschiedene Workshops angeboten.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Süd

Der Kirchenkreis Köln-Süd umfasst insgesamt 17 Gemeinden: Brüggen/Erft, Brühl, Frechen, Horrem, Matthäus-Kirchengemeinde Hürth, Johannes-Kirchengemeinde Hürth-Gleuel, Kerpen, Köln-Bayenthal, Philippus-Kirchengemeinde Köln-Raderthal, Köln-Rodenkirchen, Köln-Zollstock, Lechenich, Liblar, Rondorf, Sindorf, Sürth-Weiß und Wesseling. Hier leben etwa 72.000 Gemeindeglieder.

Text: Anselm Weyer/knap
Foto(s): Anselm Weyer