Leidenschaftlich gern Gottes Wort verkünden: Susanne Gries als Prädikantin ordiniert

Susanne Gries ist tief verwurzelt in der Philippus-Gemeinde in Köln-Raderthal. Mit zwölf Jahren besuchte sie den Konfirmandenunterricht bei Pfarrer Friedhelm Müller. Nach der Konfirmation gestaltete sie mit dessen Ehefrau, Wiltraud Müller, den Kindergottesdienst. Sie brachte sich in der Mädchenarbeit ein und wurde sich bewusst, dass der Glaube inzwischen zu ihrer Lebensgrundlage geworden war.

Nun wurde die 60-Jährige in einem Festgottesdienst in ihr Amt als Prädikantin eingeführt und durch Stadtsuperintendent Bernhard Seiger ordiniert. Er gab ihr mit auf den Weg, dass „das Priestertum aller Gläubigen die Vielfalt der Kirche bereichere und, dass Predigen jung hält.“ Damit sprach er der Kölnerin aus der Seele. Denn, so sagt sie lächelnd: „Ich sehe in der Verkündigung einen Schwerpunkt meiner Aufgaben. Die Gestaltung von Gottesdiensten macht mir, ebenso wie das Predigen, große Freude. Ich habe in der Ausbildung zur Prädikantin offenbar eine neue Leidenschaft für mich entdeckt.“

26 Jahre im Presbyterium

Mit Pfarrer Klaus Eberhard fand Susanne Gries innerhalb der Gemeinde einen Mentor, der ihr Mut machte, die Ausbildung zur Prädikantin überhaupt zu absolvieren. Zuvor hatte sie über Jahrzehnte hinweg nicht nur „ein Zuhause in der Bibel gefunden“, sondern auch engagiert die Philippus-Gemeinde mitgetragen. Mädchenarbeit und Kindergottesdienst waren die ersten Aufgaben, es folgten 26 Jahre im Presbyterium und parallel dazu das Engagement im CVJM, den ihr ihr Ehemann Christian Gries nahegebracht hatte.

Die Vorbereitungsstunden für die Kindergottesdienste wie auch die Gespräche mit Wiltraud Müller zu theologischen Themen, hätten sie sehr bereichert, blickt die Kölnerin zurück. „Wir, die wir schon auf dem Weg ins Erwachsenenleben waren, haben aus den Vorbereitungen viel mitnehmen können.“ Diese bewusste Beschäftigung mit der Bibel, das immer wieder neu entdecken von Gottes Wort, habe ihr später im Leben immer mehr gefehlt, sagt sie.

Im Gespräch mit Pfarrer Klaus Eberhard erwähnte sie, dass sie sich darum mit dem Gedanken trage, Prädikantin zu werden, dass aber die Frage des „kann ich das überhaupt“ im Raum stehe. Eberhard machte Mut, Susanne Gries‘ Familie unterstützte sie nach Kräften. Zeit gab es auch, denn die gelernte Orthoptistin, die im Bereich der Augenheilkunde viele Jahre schielenden Kindern geholfen hatte, war mittlerweile im Ruhestand.

Inniges, persönliches Verhältnis zu Gott

Und so konnte sie nun, nach zweijähriger Ausbildung per Zoom und in Präsenz, im Ordinationsgottesdienst vor die Gemeinde in Raderthal treten, um über die Schöpfungsgeschichte zu predigen. Die Freude an ihrem Aufbruch in diese neue Aufgabe und ihr inniges, persönliches Verhältnis zu Gott waren ihr anzumerken, als sie darüber sprach, wie elementar Licht für alle Geschöpfe ist. „Wir brauchen Licht, um Ordnung zu schaffen, um der Kreativität Raum zu geben.“ Mahnend blickte sie auf den Satz „Macht euch die Erde untertan. „Diese Worte sind wohl die am häufigsten missverstandenen.“ Denn eigentlich gehe es darum, sich seiner Verantwortung für die Schöpfung bewusst zu werden, deren Schönheit wahrzunehmen. Mit der Hoffnung, dass es für die Menschheit noch nicht zu spät ist, sich der Schöpfung liebevoll anzunehmen schloss Susanne Gries ihre Predigt.

Das Stichwort Aufbruch, beziehungsweise das „Glauben neu denken“ manifestierte sich auch in den Fürbitten. Susanne Gries Töchter Katrin und Anne gestalteten das Gebet mit – und Anne wandte sich bewusst an Gott als Mutter. Susanne Gries hatte sie darum gebeten, weil es, wie sie betont, „wichtig ist, sich auch in dieser Sichtweise zu üben.“ „Ich sehe den Vater und lerne Mutter zu sagen“, beschreibt Susanne Gries diesen Prozess und ist sicher, dass dieses neue Denken ihr Verhältnis zu Gott noch persönlicher machen kann.

Text: Katja Pohl
Foto(s): Matthias Pohl

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