Kirchenverband baut ausgezeichnet – Preise für Nikolaus-von-Zinzendorf-Haus

Sehr viel Lob aus berufenem Munde, und am Ende stehen Preise. Die Architekten und Architektinnen des Büros Bergblau aus Köln können sich gleich zweimal freuen. Und der Evangelische Kirchenverband Köln und Region auch. Das Nikolaus-von-Zinzendorf-Haus wurde mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet und schaffte es auch in die Liste der „Vorbildlichen Bauten NTW 2020“. „Das Nikolaus von Zinzendorf Haus ist ein besonderes Beispiel dafür, dass zentral liegende kirchliche Gemeindeeinrichtungen und Nachkriegsarchitekturen, die in ihrer Ästhetik oft zu gering geschätzt werden, erhalten und umgenutzt werden können.

In diesem Sinne hat der Evangelische  Kirchenverband Köln und Region mit Unterstützung der Stadt Köln eine besondere Verantwortung für das baukulturelle Erbe und die soziale Fürsorge übernommen“, heißt es in der Begründung der Jury für den Bauherrenpreis. Das mit der sozialen Fürsorge ist wichtig. In dem ausgezeichneten Haus leben in 13 Wohnungen geflüchtete Menschen.

Geschichte

Bis Mitte 2013 war in dem sechsgeschossigen Gebäude an der Brandenburger Straße die Verwaltung des Diakonischen Werks Köln und Region untergebracht. Die zog dann um in den Neubau auf dem Gelände des Kirchenverbandes an der Kartäusergasse. Das Haus an der Brandenburger Straße in Nähe des Hauptbahnhofs wurde umfassend umgebaut. „Seit Jahren sind wir mit dieser Immobilie befasst“, sagte der damalige Stadtsuperintendent Rolf Domning 2016 bei der Vorstellung des Projekts. Der Verband habe vor der Frage gestanden, ob er die Immobilie  verkaufen oder in sie investieren solle, denn das Gebäude sei sanierungsbedürftig.

Nach dem Auszug Diakonischen Werks Köln und Region sei die Idee entstanden, das Haus weiterhin diakonisch zu nutzen. Und zwar im Sinne der Flüchtlingsarbeit und in der christlichen Verantwortung für Menschen in Not. „Als sich die Situation der Unterbringung von Flüchtlingen in Köln verschärft hat“, so Domning damals, habe eine überwältigende Mehrheit im Verbandsvorstand darum gebeten, zu prüfen, ob in diesem Gebäude Geflüchtete auf eine angemessene Art, menschenwürdig, untergebracht werden könnten. „Ja, es geht“, habe die Prüfung ergeben. Und es ging so gut, dass es als preiswürdig erachtet wurde. „Entstanden ist aus den ursprünglich kleinen Bürozellen ein familiengerechtes Wohnhaus mit unterschiedlich großen Raumangeboten.

Aufteilung

Das Erdgeschoss ist in drei Teile gegliedert, bestehend aus Kinder-/Sozialbetreuung, Sicherheitsdienst und einer großzügigen 3-Raum-Wohnung, die so konzipiert ist, dass diese Fläche auch als Erweiterung für die Kinderbetreuung ohne weiteres möglich ist. Die drei darüber liegenden Geschosse stellen Regelgeschosse mit jeweils drei Wohneinheiten dar. Im vierten Obergeschoss und im Dachgeschoss sind jeweils zwei Wohneinheiten untergebracht. Insgesamt können bis zu 50 geflüchtete Personen in sieben 2-, zwei 3- und vier 4-Raum-Wohnungen untergebracht werden“, beschreiben die Architekten des Bergblau-Büros ihr Werk. In die gleiche Richtung geht die Jury-Begründung des Bauherrenpreises: „Die besondere Wertschätzung dieses Beitrags liegt in dem Erhalt des schlichten und soliden Charmes des Hauses im Altstadtquartier. Dieser findet sich gestalterisch auch im Inneren wieder, unter anderem durch Ziegel als Gestaltungselement.“ Lob erhielten die Architekten auch dafür, die tragende Struktur und die zeittypische Fassade des sechsgeschossigen Baus erhalten zu haben.

Auszeichnung

Der Deutsche Bauherrenpreis ist in der Fachwelt anerkannt als wichtigster Preis im Bereich des Wohnungsbaus in Deutschland und wird im Rhythmus von zwei Jahren ausgelobt. Ziel des Wettbewerbs ist es, ­die Rolle der Bauherren als richtunggebende Partner hervorzuheben, ihre besondere Verantwortung sowohl für die wirtschaftliche als auch für die gestalterische, ökologische und soziale Qualität der Bauwerke und ihrer städtebaulichen Einbindung herauszustellen, ihren Beitrag zur Hebung der Baukultur und Gestaltqualität unter Mitwirkung von qualifizierten Architekten, Landschaftsarchitekten und Fachingenieuren zu würdigen. Die Jury wird gestellt vom GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, vom Bund Deutscher Architekten und vom Deutschen Städtetag.

Mit dem Titel „Vorbildliche Bauten NRW 2020“ wurden 30 neue, oder erneuerte Gebäude und Freiraumgestaltungen aus ganz Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Die Auszeichnung bildet aufgrund ihrer Breitenwirkung seit 40 Jahren einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Baukultur in Nordrhein-Westfalen. Das aktuelle Verfahren erreichte mit 273 eingereichten Bauwerken die bislang stärkste Bewerberzahl. Etwa ein Drittel der Preisträger befassten sich mit Planungs- und Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden: Sanierungen, Aufstockungen, Ergänzungsbauten, Umnutzungen. Die Auszeichnung verleihen die Ingenieurkammer Bau Nordrhein-Westfalen und die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen

„Preisträger sind Architekten und Bauherren, die Gebäude realisiert haben, die in ästhetischer, technischer, sozialer oder städtebaulicher Hinsicht als richtungsweisend für die kommenden Jahre gelten können“, erläutert der Stuttgarter Architekt Markus Müller als Vorsitzender der Jury zur Auszeichnung vorbildlicher Bauten NRW 2020 die angelegten Kriterien. „Die ausgezeichneten Objekte zeigen die Innovationskraft, das technische Know-how und den Gestaltungsanspruch der beteiligten Architektinnen und Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten sowie Stadtplanerinnen und Stadtplaner.“

Die Jury lobt den Bauherren wie die Architekten: „Positiv fällt der respektvolle Umgang mit der Bausubstanz der 50er-Jahre auf. Der zeittypische Charakter wurde – obwohl das Haus nicht unter Denkmalschutz steht – sensibel erhalten. Besonders vorbildlich wird das Objekt durch den sozialen Anspruch des Bauherrn, hier keine Luxuswohnungen, sondern flexible Wohnungen für betreuungsbedürftige Menschen einzubauen, die seit Bezug als Wohnraum für geflüchtete Familien genutzt werden. Die Jury lobt den Ansatz der ressourcenschonenden Wiedernutzung bestehender Bausubstanz und den sensiblen Umgang mit einem erhaltenswerten 50er-Jahre-Gebäude.“

Flüchtlingsunterkunft

Die Stadt Köln hat das Haus für 20 Jahre gemietet, um Geflüchtete unterzubringen. Aber Wohnungsamtschef Josef Ludwig richtet den Blick in die Ewigkeit; „Wir gehen davon aus, dass wir das Haus bis zum letzten Tag nutzen werden.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann

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