„Jetzt endlich richtig!“ Einführung von Pfarrerin Franziska Boury

„Jetzt endlich richtig!“ Einführung von Pfarrerin Franziska Boury

Nach gut zwei Jahren Vertretungsdienst wurde Pfarrerin Franziska Boury am 8.September von Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger in die dritte Pfarrstelle der Evangelischen Gemeinde Hürth eingeführt.

Gut gefüllt war die Friedenskirche in Hürth-Efferen an diesem Sonntagnachmittag, als die Gemeinde sich zum Einführungsgottesdienst für Pfarrerin Franziska Boury versammelte. Am 21. Mai war sie vom Presbyterium zur Nachfolgerin von Pfarrer Tom Hennig gewählt worden. Auch Freunde, Weggefährten und Familienmitglieder waren gekommen, um Franziska Boury an diesem Festtag zu begleiten. Ihr selbst und vielen anderen war die Erleichterung anzumerken, dass es nun amtlich war, dass sie weiterhin als Pfarrerin in der Evangelische Gemeinde Hürth ihren Dienst tun wird. Das hatte sie nämlich schon seit fast drei Jahren getan, als Vertretung für den erkrankten Pfarrer Tom Hennig. Nach seiner Genesung unterstützte er sie noch anderthalb Jahre, bis er im Juni diesen Jahres in den Ruhestand ging.

Hilf den Menschen, dankbar im Glauben leben zu können

Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger stellte in seiner Predigt den Wochenspruch aus Jesaja 42, 3 in den Mittelpunkt,: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus.“ Er sprach über Brüche im Leben, „Knicke“ in den Seelen und der Ermutigung durch Gott und das leise Wirken seiner Güte. Diese Worte beschreiben Seelsorge als einen Schutzraum, um zu Kräften zu kommen und „Seelsorge ist die Mutter unserer Kirche und Franziska Boury eine begnadete Seelsorgerin, die es schafft, offene Fragen zu stellen und auszuhalten und den Menschen hilft, dankbar im Glauben leben zu können“, so Seiger. Als Superintendent des Kirchenkreises Köln-Süd freut er sich, dass mit Boury nun alle drei Pfarrstellen der Evangelischen Gemeinde Hürth wieder besetzt sind. Er vergleicht Christiane Birgden, Franziska Boury und Jan Ehlert mit einem Fußball-Team, wo sich alle Stärken wunderbar ergänzen und sich alle aufeinander verlassen können.

Miteinander zum Leben stärken

Der Psalm 103, „Lobe den Herrn meine Seele“ begleitet Franziska Boury schon sehr lange und kam auch im Gottesdienst immer wieder vor. Gesprochen und gesungen und auch in ihrer ersten Predigt als offizielle Gemeindepfarrerin. Darin sprach sie über die Seelsorge. Wo fängt sie an und wo hört sie auf? Den Verstand sehen wir im Hirn, die Gefühle im Herz und die Intuition im Bauch verortet. Aber wo sitzt die Seele? Für Boury sitzt sie an dem Ort, der im hebräischen als „Näfäsch“, die Kehle bezeichnet wird. Dort befinden sich Speise- und Luftröhre, über diesen Ort sprechen und singen, johlen und jauchzen, schlucken und atmen wir. Dort entsteht der erste Schrei eines Neugeborenen, der es zum Leben bringt. „Wir Menschen sind auf Beziehungen angelegt, auf lebenserhaltende Begegnungen mit anderen, das bedeutet Gotteserfahrung und Lebendigkeit für mich“, so Boury weiter. Eine Balance zwischen dem eigenen Ego und dem des anderen zu finden fordere sie immer wieder heraus. Alles sei miteinander verbunden und es gelte, Dinge anzusprechen und einander wahrzunehmen.

Die Pendelei ist zuende

Nach dem festlichen Gottesdienst und etlichen wohlwollenden Grußworten ging es zum gemütlichen Teil und persönlichen Gesprächen über. Glücklich und erleichtert wirkte die 48-jährige Pfarrerin, die sich nun auch ein Stück Kuchen und Fingerfood gönnte. Sie freut sich jetzt darauf, „richtig“ in Efferen anzukommen. Das Pfarrhaus wird noch renoviert und in der ersten Oktoberwoche wird sie mit ihrem Mann und dem 8-jährigen Sohn von Erftstadt nach Efferen umziehen. Letzterer geht seit Schulbeginn schon in Efferen zur Schule, die Pendelei wird also noch ein paar Wochen weitergehen.

„Ich freue mich sehr darauf, endlich auch hier zu wohnen und mit der Gemeinde dann auch zu leben, ohne diese Distanz. Weil ich glaube, dass in diesem Beruf manches leichter ist, wenn man vor Ort ist. Es war eine enorme Anspannung vorher und so langsam fällt ein Ballaststück nach dem anderen ab, ich freue mich, dass es geklappt hat und dass die Bindung, die ich in den letzten zweieinhalb Jahren aufgebaut habe, weiterführen kann und gucken kann, was daraus wird“, so Boury.
Es war eine Notsituation, als sie damals von der Landeskirche gefragt wurde, ob sie Tom Hennig nach dessen plötzlicher Erkrankung vertreten könne. Im Kirchenkreis wohnte sie schon und sagte spontan zu. Seit in Hürth zwei Evangelische Gemeinden zu einer zusammengelegt wurden, gehören zu ihrem Einzugsgebiet neben Efferen auch die Ortsteile Kalscheuren, Fischenich und Kendenich. „Das Besondere ist, dass in jedem Ortsteil andere Typen von Menschen wohnen und das finde ich ganz spannend zu schauen, wie man mit allen in Kontakt kommen kann und erkennen kann,was sie brauchen.“

In Christus sind wir eine Gemeinschaft

In Trier geboren ging Franziska Boury in Düsseldorf zur Schule, machte im Ruhrgebiet Abitur und studierte in Wuppertal, Tübingen und Bonn. Sechs Jahre lebte sie in Ecuador, ihr Vikariat absolvierte sie von 1997-2003 in Erftstadt, wo sie auch seit 1999 lebt. Nach Aufgaben im schulischen Bereich ist sie jetzt als Gemeindepfarrerin angekommen, wo sie schon immer hinwollte. Aufgewachsen in einer theologisch geprägten Familie wusste sie schon in jungen Jahren, dass sie einmal Pfarrerin werden wollte. Neben Psalm 103 begleitet sie ein zweiter Leitspruch aus dem Galaterbrief 3, 28f auf ihrem Weg: „ In Christus ist weder Mann noch Frau, weder Jude noch Grieche, weder Skalve noch Freier, sondern wir sind alle Abrahams Kinder.“

Die Begegnung mit anderen sei ihr wichtig, so Boury, und „dass wir nicht anfangen, Hierarchien aufzubauen. Also wer hat die besseren christlichen Traditionen oder übt eine gewisse Frömmigkeit aus oder wer hat welchen sozialen Status oder auch dass die Genderfrage einfach keine Frage ist, weil ja Gott nach seinem Bilde die Menschen weiblich und männlich geschaffen hat.“ Deswegen liegen ihr auch die Ökumene und der interreligiöse Dialog am Herzen. Da wird sie weiter Traditionen wie den ökumenischen Gottesdienst am Buß- und Bettag pflegen und neue Beziehungen, beispielsweise zu den Aleviten, aufbauen.

Neubaugebiet

Nicht weit von der Friedenskirche entsteht in Efferen ein Neubaugebiet für rund 300 Familien. Um diese Hürther Neubürger abzuholen plant Pfarrerin Boury, die Kleinkindergottesdienste auszubauen und mit ehrenamtlicher Unterstützung einen Besuchsdienst aufzubauen. Jetzt ist sie erst einmal dankbar, angekommen zu sein und wünscht sich gemeinsam mit ihren Pfarrerskollegen Christiane Birgden und Jan Ehlert, „dass wir so weitermachen, dass wir uns so gut ergänzen als verschiedene Puzzleteile in der Gemeinde, dass wir sie jedes mal neu zum Blühen kriegen.“

Text: Jutta Hölscher
Foto(s): Jutta Hölscher

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