Gemeinsam stark: Kölner zeigen Präsenz auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg

Fünf Tage, 2.000 Einzelveranstaltungen, eine deutsche Großstadt: Vom 7. bis 11. Juni findet der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg statt. Auf dem Kirchentag herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Es ist ein Ort, an dem sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion treffen, um gemeinsam zu diskutieren, zu beten und zu feiern. Viele Kölnerinnen und Kölner gestalten das Programm mit oder freuen sich einfach nur auf die Teilnahme.

Martina Schönhals, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Gemeinschaftsstiftung Diakonie, hat seit dem Kirchentag in Köln 2007 an allen Kirchentagen teilgenommen und vorher, in den 1990ern, war sie auch bereits in München und Leipzig dabei. Sie sagt: „Ich liebe diese Kirchentage, weil sie eine Stadt so verändern können: Dann werden Menschen sichtbar, die fröhlich ihren evangelischen Glauben bekennen, die freundlich miteinander umgehen – bis auf wenige Ausnahmen -, friedlich Gottesdienste und Konzerte miteinander feiern und konstruktiv engagiert über alles diskutieren, was die Welt bewegt.“ Sie schätze auch die Bibelarbeiten am Morgen und habe da schon einige Politiker und Politikerinnen und andere Promis sehr persönlich und von einer ganz anderen Seite erlebt. Was sie besonders berührt: „Dass so viele junge Leute mithelfen und mitfeiern, lässt mich hoffen, dass die evangelische Kirche ihre Gemeinschaft stiftende Anziehungskraft noch nicht verloren hat. Kurz gesagt: Ich freue mich riesig auf den Kirchentag in Nürnberg, ich kann da auftanken, finde Sinn unter Gleichgesinnten. Die Tage geben mir Energie für meine beruflichen Herausforderungen in der Diakonie, aber auch ganz persönlich für mein Leben als Protestantin.“

Der Kölner Treff auf dem Kirchentag in Nürnberg – einfach zeitlos

„Jetzt ist die Zeit“, lautet die Losung für den Kirchentag. Nachdem Corona bedingt der 3. Ökumenische Kirchentag in Frankfurt 2021 nur digital stattfinden konnte, passt das diesjährige Motto aus dem Neuen Testament (Markus 1, 15) eigentlich perfekt. Für viele Kölner ist es nach wie vor Tradition, sich auf den Weg zu machen. So wird es im Zentrum Jugend  traditionell wieder einen „Kölner Treff“ – diesmal mit dem Motto „Einfach zeitlos“ – geben, den Jugendliche aus den vier Kölner Kirchenkreisen gemeinsam gestalten. Hier wird ein gesundes und vollwertiges Verpflegungsangebot mit Mitmachaktionen zum Nachdenken, Spielen, Spaß haben, Chillen, Basteln und mehr verknüpft. Die Angebote richten sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

„Der Kirchentag in Nürnberg bietet aufs Neue die Möglichkeit für Kölner Gemeinden, sich mit ihren Jugendgruppen am Geschehen zu beteiligen. Der Besuch und das Erleben des Kirchentages mit seinen vielfältigen spirituellen und kulturellen Angeboten sind für junge Menschen immer ein großes und eindrückliches Erlebnis.“, sagt Arno Kühne, Jugendreferent Evangelisches Jugendreferat. Dieses Erlebnis soll für alle Beteiligten zu einem finanziell erschwinglichen Preis angeboten werden und durch das Mitgestalten noch gesteigert werden. Der Kölner Treff trägt in diesem Jahr das Motto „einfach zeitlos“.

„Wir fahren als Mitwirkende zum Kirchentag nach Nürnberg. Wir sind mehr als 130 junge Menschen aus elf Gemeinden der Kölner Kirchenkreise und bieten im Zentrum Jugend kreative Mitmachangebote an“, erklärt Arno Kühne. Vom Wiederverwerten alter Schallplatten, dem Gestalten von Taschen, dem Ausdrücken von Lebensperspektiven mithilfe von Legobausteinen, Fotoangeboten, Spielideen bis hin zu aktiven Entspannungstechniken ist alles vertreten.

Das Jugendreferat organisiert die Anreise und klärt die Rahmenbedingungen mit den Verantwortlichen des Kirchentages.

Viele Begegnungen

Susanne Hermanns, die als frühere Jugendreferentin im Kirchenkreis Köln-Nord viele Kölner Treffs mit geplant und durchgeführt hat, arbeitete im Auftrag der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) in der Geschäftsstelle des Kölner Kirchentags 2007 mit und plante dort unter anderem das Gottesdienstprogramm und Rheinische Projekte. Seitdem ist sie Mitglied im Vorstand des Rheinischen Landesausschusses, der bei den Kirchentagen von 2009 in Bremen bis 2019 in Dortmund Rheinische Open-Air-Bühnen organisierte und moderierte. Auch mit ihrem Kabarettduo „Hermanns & Putzler“ trat sie auf den Rheinischen Bühnen und im Zentrum Kabarett auf. Nach Nürnberg wird sie diesmal nur als Teilnehmende fahren. „Ich weiß noch nicht so recht, wie das werden wird – so ganz ohne Aufgabe“, sagt sie. Kirchentag bedeutet für Hermanns vor allem Begegnung: mit Kölnerinnen und Kölnern, Bekannten aus der EKiR, aber auch mit alten Kolleginnen und Kollegen aus der Kölner Kirchentagsvorbereitung. Eine besondere Veranstaltung ist für sie der erste Abend mit Eröffnungsgottesdiensten und anschließendem Abend der Begegnung, bei dem sich die einladende Landeskirche an vielen Ständen in der ganzen Innenstadt präsentiert. „Wenn ich die Fanfaren der Bläserinnen und Bläser zu Beginn höre, geht mir das Herz auf“, sagt sie. Diesmal hat sie sich vorgenommen, unter anderem zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Landesausschussvorstand Kultur- und Mitwirkendengruppen zu besuchen, die aus den Mitteln der Landeskirche gefördert werden.

Kirche im Wandel – das Programm

Erstmals wurden im Programm sogenannte Weiße und Graue Flecken festgelegt. Sie werden erst kurz vor der Durchführung bekannt gegeben – so können auch aktuelle Ereignisse in das sonst monatelange im Voraus geplante Programm eingehen. Das diesjährige Programm besteht aus drei Kraftzentren: spirituelle und biblische Herangehensweisen, gesellschaftspolitische Debatten und die Kraft von Musik, Gesang, Kultur. Auf den großen Hauptpodien des Kirchentages wird in Nürnberg unter anderem über die Klimakrise, Vielfalt, Demokratie, Generationengerechtigkeit, Soziales, Internationale Sicherheitspolitik und Waffenlieferungen debattiert. Das geistlich-theologische Programm umfasst unter anderem rund 60 Gottesdienste und 55 Bibelarbeiten mit unterschiedlichsten Themen und Zusammensetzungen. Im in Fürth angesiedelten Zentrum „Zukunft Glaube und Kirche“ wird ein komplett von Künstlicher Intelligenz gesteuerter Gottesdienst gefeiert. Andere Veranstaltungen beinhalten etwa die FuckUp-Night, ein Format aus der StartUp-Branche, in dem aktiv über Fehler und Misserfolge diskutiert wird. Zahlreiche interreligiöse und ökumenische Formate bieten Raum für Austausch, außerdem wird immer wieder über das Thema Vielfalt in der Kirche diskutiert werden.

Kindernothilfekonzert mit Brings

Neben vielen Diskussionsrunden und Workshops wird es beim Nürnberger Kirchentag auch ein vielfältiges Kulturprogramm geben. Bei den Großkonzerten sind etwa Judy Bailey, Malik Harris, Kirchentags-Urgestein Bodo Wartke oder Eckart von Hirschhausen vertreten, außerdem gibt es einen Treffpunkt Kabarett, spannende Beiträge aus den Bereichen Theater und Musiktheater, sowie ein eigenes Zentrum Spiel mit mehr als 100 Veranstaltungen. Ein ganz besonderer Höhepunkt wird der Auftritt des Kyiv Symphony Orchestra. Das ukrainische Orchester, das derzeit in Gera residiert, hat zur Kirchentagslosung „Jetzt ist die Zeit“ eigens ein neues Programm mit dem Titel „Zeitgefühle“ gestaltet. Ein besonderes Projekt stellt das Mitsingkonzert „Halleluja, Händel meets Rutter“ dar. Ein besonderes Kölner Event wird sicherlich das Großkonzert der Kölner Band Brings in Kooperation mit der Kindernothilfe am Donnerstagabend um 20 Uhr auf der Bühne am Hauptmarkt sein. Die Kölner Band engagiert sich schon seit geraumer Zeit für Mädchen und Jungen in Not und unterstützt seit Längerem die Kindernothilfe durch das Sammeln von Spenden und indem sie öffentlich auf deren Anliegen aufmerksam macht.

Digitale Neuerungen

Erstmals wird das Programm primär digital verfügbar sein – als Gesamtüberblick auf der Homepage des Kirchentages und in der Kirchentags-App, die Ende März für iOS- und Android-Geräte verfügbar sein wird. Die Funktionen der App, die bereits beim Kirchentag in Dortmund im Einsatz war, wurden für Nürnberg deutlich erweitert: Die App beinhaltet nun auch die digitalen Tickets, ist Programmheft, Stadtplan und Navigator in einem und ermöglicht beispielsweise digitale Publikumsbeteiligung. Zusätzlich gibt es bei Bedarf ein gedrucktes „Programm im Überblick“.

Blick auf den Kirchentag in Düsseldorf 2027

2027 wird die EKiR wieder Gastgeberin des Kirchentages – diesmal in Düsseldorf – sein. „Der Kirchentag steht für einen diskussionsfreudigen, offenen und fortschrittlichen Glauben“, sagt der Kölner Pfarrer Volker Meiling, Vorsitzender des Landesausschusses Rheinland. „Und damit auch für eine zukunftsfähige Gestalt von Kirche. Deshalb freuen wir uns sehr, dass der Kirchentag 2027 in Düsseldorf stattfinden wird. Für die Landeskirche und Region können Vorbereitungen und Durchführung des Kirchentages zu einer gemeinschaftsstiftenden Aufgabe werden, die uns miteinander spüren lässt, was wir als Christinnen und Christen in der Gesellschaft bewirken.“

Nürnberg bietet wie alle Kirchentage davor wieder Gelegenheit, viele Inspirationen, Ideen, Anregungen und Erkenntnisse für die eigene Arbeit vor Ort und nicht zuletzt  die Planung zukünftiger Kirchentage zu sammeln.

Also: „Jetzt ist die Zeit“… sich noch ein Ticket zu kaufen und zum großen Glaubensfest nach Nürnberg zu fahren!

www.kirchentag.de

Kölner auf dem Kirchentag – Ausschnitte aus dem Programm

Café
Donnerstag 10.30 bis 18 Uhr: Kölner Treff
Vegetarische Snacks und frische Suppe
Ev. Jugend in Köln und Umgebung

Stände und Mitmachangebote
Donnerstag 10.30 bis bis 18 Uhr: Kölner Treff: Einfach zeitlos
Zeitkapseln, Foto-Aktion und Zeitreise-Parcours
Ev. Jugend in Köln und Umgebung

Donnerstag 11 bis bis 12.30 Uhr Klimakrise begrenzen. Global gerecht?
Impuls:
Dr. Kira Vinke, Leiterin Zentrum für Klima und Außenpolitik, Berlin
Weitere Podiumsteilnehmende:
James Baghwan, Reverend, Suva/Fidschi
Vanessa Nakate, Klimaaktivistin, Kampala/Uganda
Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin Brot für die Welt und Diakonie
Katastrophenhilfe, Berlin
Frank Schwabe MdB, Bundesentwicklungsministerium, Berlin
Moderation:
Arnd Henze, Journalist, Köln, vom Rat der EKD berufenes Mitglied der 13. Synode der EKD Evangelische Kirche im Rheinland 
Anwältin und Anwalt des Publikums:
Johannes Grün, Berlin
Dr. Olivia Henke, Berlin

Donnerstag 20 bis 22 Uhr: Das große Kindernothilfe-Konzert
Jetzt ist die Zeit für Brings
Brings, Köln

Café
Freitag
10.30 bis 18 Uhr Kölner Treff
Vegetarische Snacks und frische Suppe
Ev. Jugend in Köln und Umgebung

Stände und Mitmachangebote
Freitag
10.30 bis 18 Uhr Kölner Treff: Einfach zeitlos
Zeitkapseln, Foto-Aktion und Zeitreise-Parcours
Ev. Jugend in Köln und Umgebung

Podium
Freitag 11 bis 13 Uhr: Europa – Garant für freiheit und Solidarität? Visionen für ein starkes Europa
Impuls:
Maia Sandu, Präsidentin Republik Moldau (angefragt), Kischinau/Republik Moldau
Podium:
Anne Gidion, Bevollmächtigte Rat der Ev. Kirche in Deutschland (EKD), Berlin
Dr. Sergey Lagodinsky MdEP, Europäische Grüne Partei, stellv. Vorsitzender Rechtsauschuss, Brüssel/Belgien,
Dr. Manuel Müller, Blogger und Mitarbeiter Finnish Institute of International Affairs, Helsinki/Finnland
Moderation:
Arnd Henze, Journalist, Köln, vom Rat der EKD berufenes Mitglied der 13. Synode der EKD Evangelische Kirche im Rheinland 
Anwältin und Anwalt des Publikums:
Dr. Ulrike Höppner, Berlin
Rüdiger Noll, Berlin
Musik:
Samuel Harfst, Hüttenberg

Podium
Freitag
15 bis 17 Uhr: „OK, Boomer!“ und „Respekt, Generation Z“. Der Weg in unsere gemeinsame (fucking!?) Zukunft
Impuls:
Dr. Stefanie Wiloth, Gerontologin, Heidelberg
Podium:
P. Dr. Jörg Alt SJ, Nürnberg
Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof, München
Anna-Nicole Heinrich, Präses, Synode Ev. Kirche in Deutschland (EKD),
Hannover
Eser Polat, Rechtsanwalt, stellv. Vorsitzender FDP Nürnberg
Dagmar Reemtsma, Aktivistin, Hamburg
Hannah Reemtsma, Studentin, Lüneburg
Moderation:
Arnd Henze, Journalist, Köln, vom Rat der EKD berufenes Mitglied der 13. Synode der EKD Evangelische Kirche im Rheinland 
Musik:
Judy Bailey und Band, Alpen

Café
Samstag 10.30 bis 18 Uhr Kölner Treff
Vegetarische Snacks und frische Suppe
Ev. Jugend in Köln und Umgebung

Stände und Mitmachangebote
Samstag 10.30 bis 18 Uhr: Kölner Treff: Einfach zeitlos
Zeitkapseln, Foto-Aktion und Zeitreise-Parcours
Ev. Jugend in Köln und Umgebung

Hauptpodium
Samstag 11 bis 13 Uhr: In bewegten Zeiten gemeinsam gestalten. Im Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz
Bundeskanzler Olaf Scholz, Berlin
Gesprächsleitung:
Tina Hildebrandt, Chefkorrespondentin Die Zeit, Hamburg
Anwältin und Anwalt des Publikums:
Melek Henze, Köln
Jonathan Hunger, Kirchgellersen
Musik:
Gloria Blau, Berlin

Text: Milena Vanini/Susanne Hermanns/Frauke Komander
Foto(s): Kirchentag/Tjorm Berkey

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