Die „Ansprechbar“ ist immer donnerstags geöffnet Präses Thorsten Latzel auf der „Sommertour der Hoffnung“ – Station in der Brückenschlag-Gemeinde in Stammheim

Fast einen Tag lang nahm sich der Präses am 11. Juli 2021 Zeit für Köln auf seiner „Sommertour der Hoffnung“. Nach Stationen auf dem Pilgerpfad der Gemeinde Sürth, auf dem evangelischen Friedhof und bei den beymeistern in Mülheim ging es auf dem Uferweg stromab nach Stammheim zur Brückenschlag-Gemeinde.

Präses Latzel mit Wolfgang Thielmann auf der Sommertour der Hoffnung

Thorsten Latzel ist von Saarbrücken quer durch das Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland bis nach Wesel geradelt. 600 Streckenkilometer und drei Bundesländer standen auf dem Programm. Unterwegs besuchte der Präses Gemeinden, Projekte und Orte, die Hoffnung machen. Insbesondere in der Zeit nach Corona. „Acht Tage, 40 Gemeinden, eine Botschaft: Wir brechen gemeinsam auf nach Corona“, brachte der Präses die Idee auf den Punkt. Nun also Stammheim.

Stationenweg in der Ev. Brückenschlag-Gemeinde Köln-Flittard/Stammheim

Latzel schilderte erste Eindrücke: „Wir sind hier bei einer Gemeinde, in der man auf Anhieb richtig viel Leben spürt.“ Die Gemeinde hatte einen „Stationenweg“ aufgebaut, um die Angebote der Evangelischen in Stammheim und Flittard zu präsentieren. Pfarrerin Anja Fresia, die sich mit ihrem Mann Thomas die Pfarrstelle teilt, schenkte dem Präses gleich zu Beginn einen auf Papier gefalteten Kranich der Hoffnung. Davon haben die Stammheimerinnen und Stammheimer in den vergangenen Monaten Tausende gebastelt. „Kranich passt als erstes Zeichen“, kommentierte Latzel. „Wenn die Menschen nicht zu uns kommen, dann fliegen wir zu ihnen auf den Schwingen des Evangeliums.“ An der ersten Station auf dem Weg durch die Gemeinde bekamen der Präses und seine Begleiter unter bewölktem Himmel die „Sonne im Glas“.

Während der Fastenzeit handelte es sich dabei um eine „gesunde Suppe aus Möhren, Kartoffeln und Orangen“. Jetzt mixten die Stammheimerinnen und Stammheimer jahreszeitgemäß eine Limonade aus Orangen, Zitronen, Limetten aufgekocht in Orangensaft und Rohrzucker mit Mineralwasser und zur Abrundung mit ein wenig Minze. Wenn ein bisschen mehr Grenadine enthalten ist, ist es die Abendsonne. Mit weniger, trinkt man die Morgensonne. Die Suppe wurde während der Fastenzeit kostenlos an die Mitarbeitenden eines Supermarktes verteilt. Als Hoffnungszeichen für die, die während der Pandemie besonders gefordert sind und waren.

Café Lichtblick und mehr

Antje Gensichen, Leiterin des „Lichtblick Cafés und mehr“, erzählte dem Präses von ihrer Arbeit. Mit dem Café, in dem zum Beispiel regelmäßig Lesungen veranstaltet werden, sei man ganz bewusst aus der Kirche herausgegangen, „um Gemeinde in anderen Räumen zu entdecken“.  Um aber „noch weiter heraus- und zu den Menschen zu gehen“, habe man ein Lastenrad als mobiles Café in Betrieb genommen.

Während Corona habe man die kleine Schwester des mobilen Cafés erfunden: Die „Ansprechbar“. In der habe es nur Kontakt zwischen zwei Menschen gegeben. „Ich war erschrocken, wieviele Menschen mir gesagt haben, dass sie schon längere Zeit mit niemandem mehr gesprochen haben und dass sie sehr einsam seien“, berichtete Antje Gensichen von ihren Begegnungen in der „Ansprechbar“. Das Angebot habe sich verstetigt. „Wir stehen mittlerweile jeden Donnerstag auf dem Stammheimer Markt und reden mit den Leuten.“ Eine Frau aus der Gemeinde erzählte, dass sie in der „Ansprechbar“ strickt und mit den Leuten spricht.

Der Präses kannte sich aus: „Es gibt drei gute Anlässe für Gespräche: Hunde, Kinder, Stricken.“ Weiter ging es zum Wikinger-Schach-König. „Ich liebe dieses Spiel, um mit Menschen in Kontakt zu kommen“, sagte Pfarrerin Anja Fresia, gestand aber gleichzeitig ihre Talentlosigkeit beim Werfen mit Holzstäben auf Holzklötze. Das mindert ihren Eifer mitnichten. Regelmäßig lädt sie über WhatsApp Menschen zum Spiel auf der großen Wiese vor der Stammheimer Immanuelkirche ein.

Mit diesem Segensrad als Impuls für seine morgendliche Andacht startete der Präses seinen 6. Tourtag am 11. Juli 2021 durch Köln

Die Gemeinde als Ort der Hoffnung

Beim Betreten der Kirche würdigte der Präses als erstes die warme Atmosphäre von deren Holzausstattung schon im Foyer. Die Kirche wurde 2013 nach ihrem Neubau in Dienst gestellt. Erster Eindruck des Präses im Kirchraum: „Die farbenfrohe Wand zieht einen sofort in den Bann. Sieht fast wie ein Kirchenfenster aus. Buntheit. Reichtum der Schöpfung. Sehr konzentriert. Toller Klang der eigenen Stimme. Licht von oben. Sehr hell. Wunderschöne Kirche. Ich verstehe, dass Sie die lieben“, sagte Latzel an Thomas Fresia gewandt, der die Kirchenführung übernommen hatte. „Große schöne Kirchen ziehen uns nach oben und lehren uns den aufrechten Gang“, bilanzierte der Präses seinen Besuch in der Immanuelkirche.

„Was ich so schätze, ist das Miteinander von Ehrfurcht und Geborgenheit in dieser Kirche“, ergänzte Thomas Fresia. Weiter ging es in die Kapelle, die immer geöffnet ist. „Kleine Anlaufstelle für das Gebet“, nannte Latzel den Raum mit dem geschwungenen Kreuz an der Wand. Bevor die Radtour weiterging Richtung Leverkusen und Solingen fasste Latzel seine Eindrücke von Stammheim zusammen: „Diese Gemeinde ist ein Ort der Hoffnung. Eine Kombination von drinnen und draußen. Die Gemeinschaft einer Gemeinde, die nach außen geht, bewusst im Veedel agiert, die Menschen aufsucht, neue Sprachformen entwickelt, die kulinarisch arbeitet, Menschen etwas anbietet und zugleich von ihnen lernt und so wunderschöne Orte hier vorhält.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann, APK, Haseleu

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