Currywurst vor der Andreaskirche – Evangelischer Verwaltungsverband Köln-Süd/Mitte lud ein zur „Mittagspause mit allen Sinnen“
In den VW-Kantinen wurde sie gerade abgeschafft. Übrigens unter Protest von Alt-Kanzler Gerhard Schröder, für den die Curry-Wurst „einer der Kraftriegel für die Facharbeiterin und den Facharbeiter in der Produktion“ ist. Gut, dass man in Brühl weiterhin auf den bewährten Kraftriegel setzt.
Mittagspause mit allen Sinnen
Zur „Mittagspause mit allen Sinnen“ hatte der Evangelische Verwaltungsverband Köln-Süd/Mitte auf den Andreaskirchplatz eingeladen. Angesprochen hatte man Geschäftspartner des Verbandes und der Gemeinden, Unternehmer, Presbyteriumsvorsitzende, Vertreter gesellschaftlicher Gruppen und die zahlreichen Freundinnen und Freunde des Verbandes. Und was darf bei einer „Mittagspause mit allen Sinnen“ keinesfalls fehlen? Zum Abschluss ein italienischer Kaffee mit Gebäck. Und vorher? Natürlich Pommes mit Curry-Wurst. Den Ex-Kanzler hätte es gefreut.
Ins Gespräch wolle man kommen, sagte Markus Besserer, Geschäftsführer des Verwaltungsverbands, zur Begrüßung. „Gerade in Zeiten von Corona ist es ja wichtig, dass man nicht immer nur telefoniert.“ Man wolle das Zeitfenster nutzen, das die Pandemie in diesen Tagen biete.
Rainer Imkamp, Vorsitzender der Agentur für Arbeit der Kreise Rhein-Erft und Euskirchen, hielt ein kurzes Impulsreferat. Er mahnte sich mit einem Lutherwort selbst zu Beginn seines Vortrags, nicht allzu ausführlich zu werden: „Tritt frisch auf, tu‘s Maul auf, hör bald auf!“ Und hatte die Lacher auf seiner Seite. Dann ging es zur Sache.
Impulsreferat von Rainer Imkamp
Die Pandemie und die damit einhergehende Kurzarbeit hätten den Arbeitsmarkt belastet. Natürlich stehe die Gesundheit der Arbeitnehmer und -nehmerinnen an erster Stelle. Imkamp verwies aber auch auf den „kräftigen Digitalisierungsschub“, der Corona im Arbeitsleben begleitet habe. Jugendliche hätten es schwer gehabt beim Berufseinstieg, weil es so wie gut keine Praktika gegeben habe. „Es gab digitale Angebote. Wenn das denn geklappt hat.“ Es gebe bei vielen Arbeitnehmern und -nehmerinnen Qualifizierungsbedarf. Die Arbeitgeber suchen Fachkräfte. Als Herausforderungen nannte Imkamp die epochale Strukturwende im rheinischen Revier und die Flutkatastrophe vor einigen Wochen. Und was bei der Explosion in Leverkusen jüngst geschah, sei auch noch nicht geklärt.
„Wir haben derzeit drei Megatrends“, fuhr der Agentur-Vorsitzende fort. „Dekarbonisierung, Digitalisierung und die Demografie.“ So etwas wie exponentielles Wachstum habe man bisher im eigenen Leben nicht wirklich erlebt. Imkamp sprach den Job-Futurmarkt an. Dort gehe es darum, zu prüfen, ob der eigene Beruf zukunftsfähig ist. Auch vor dem Hintergrund, dass für die Strukturwende eine Menge Geld in das Braunkohlerevier fließe. Die Flutkatastrophe habe ein enormes Arbeitsvolumen hinterlassen. Da müsse man auch Quereinsteigern eine Chance geben. Klar sei insgesamt: „Ein schlichtes weiter so wird und kann es nicht geben.“ Das rheinische Revier sei stark und vielfältig. Es gehe darum, die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie zu fördern. Imkamp setzt ein Lutherwort auch an das Ende seines Referats: „Die Welt ist wie ein trunkener Bauer: Hebt man ihn auf einer Seite in den Sattel, so fällt er auf der anderen wieder herab.“
„Am Ende wird alles gut.“
Superintendent Bernhard Seiger dankte Markus Besserer für die Idee hinter dieser gemeinsamen Mittagspause und richtete den Blick auf die aktuellen Krisen. „Wir stehen hier unter dem Eindruck der Flutkatastrophe, der vielen Bilder, auch hier aus der Nähe“. Auf dem Boden liegende wirtschaftliche Existenzen von Menschen und Unternehmen lassen fragen: „Was ist denn eigentlich noch sicher? Was ist unumstößlich? Und was ist so, dass ich mich auch morgen noch darauf verlassen kann?“ Seiger beschreibt, dass wir seit März 2020 aus unseren gewohnten Rhythmen herausgeschmissen wurden. Die Menschen heute müssen aushalten, dass vorgeschrieben wird, wie gelebt, gearbeitet und kommuniziert werden darf. „Wir leben in einer Form von Unsicherheit, die wir vorher nicht kannten. Gemeinsam ist jetzt, dass wir versuchen, das zu verarbeiten.“
Der Superintendent fragt, woher das hierfür benötigte Vertrauen stammt und sieht eine Quelle im Glauben. „Der christliche Glaube lebt von der Zuversicht, dass am Ende alles gut wird“ und so versichert er: „Am Ende wird alles gut, und wenn noch nicht alles gut ist, ist es auch nicht das Ende.“ Mit einem Gebet für die von der Krise Betroffenen endete die erste „Mittagspause mit allen Sinnen“. Markus Besserer zog ein mehr als zufriedenen Fazit: „Es war genau so, wie ich es mir erhofft hatte. Inspirierte und inspirierende Gespräche in einer komprimierten Stunde.“ Eine Wiederholung gilt als sicher.
Text: Stefan Rahmann/APK
Foto(s): Stefan Rahmann/APK
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