Chag Pessach Sameach – Herzliche Glückwünsche zum Pessachfest angesichts der Diskussion um das geplante Konzert von Roger Waters

Chag Pessach Sameach – herzliche Glückwünsche zum diesjährigen  Pessachfest des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, des Katholischen  Stadtdekanats Köln und des  Katholikenausschusses in der Stadt Köln angesichts der aktuellen Diskussion um das geplante Konzert des Pink-Floyd-Mitbegründers Roger Waters am 9. Mai 2023  in der Lanxess-Arena:

Vom 6. bis 13 April feiern unsere jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen Kölns Pessach. Wir gratulieren der Synagogen-Gemeinde Köln und der Jüdischen Liberalen Gemeinde Gescher LaMassoret von Herzen zum diesjährigen Fest!

Pessach gehört zu den höchsten Festen des Judentums, gedenkt es doch der Befreiung des jüdischen Volkes aus der Sklaverei in Ägypten. Es ist ein Fest der Emanzipation und der Befreiung sowie des Vertrauens auf Gottes Verheißung. Die jüdischen Wurzeln des Christentums zeigen sich unter anderem daran, dass wir an Gründonnerstag an das Pessachmahl erinnern, das Jesus als Jude mit seinen Jüngern im Abendmahlssaal gefeiert hat.

Trotz dieser engen Beziehung zum Judentum ist die Geschichte der christlichen Kirchen schon früh von Hassausbrüchen und Verfolgungen gegen das Judentum geprägt. Leider hat erst das einzigartige Menschheitsverbrechen der Shoa den maßgeblichen Anstoß zu einem grundlegenden Umdenken in den Kirchen geführt. Unsere Kirchen betrachten das Judentum heute als eigenständigen Heilsweg unter Gottes treuer Bewahrung und als unverzichtbaren theologischen Gesprächspartner auf Augenhöhe. Deshalb sind wir dankbar, dass sich nach der Shoa wieder jüdische Gemeinden in unserer Stadt etabliert haben, die das religiöse und kulturelle Leben bereichern.

Unsere Gratulation zu Pessach verbinden wir mit einem Bekenntnis zu unserer besonderen Verantwortung als Christen und als Staatsbürger dafür, dass Jüdinnen und Juden in Frieden und Sicherheit leben können.

Wir sind wir darüber entsetzt, dass Antisemitismus unterschiedlichster Ausprägungen bis in die Mitte unserer Gesellschaft wieder salonfähig wird. Querdenker, Reichsbürger und andere bemühen antisemitische Stereotype zur Begründung ihrer Verschwörungsideologien.

Nun soll ein Tag nach dem Jahrestag der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft am 9. Mai 2023 in der größten Halle Kölns mit Roger Waters ein Musiker auftreten, dessen israelbezogener Antisemitismus hinlänglich bekannt ist und der sich verständnisvoll gegenüber dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine gezeigt hat.

Welche Argumente im Einzelnen gegen diesen Auftritt sprechen, ist in den Stellungnahmen der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, der Synagogen Gemeinde Köln und der demokratischen Fraktionen im Rat der Stadt Köln nachzulesen. Wir schließen uns diesen Stellungnahmen ausdrücklich an und sind dankbar für den breit getragenen Protest gegen die Geschäftsführung der Lanxess-Arena und den Veranstalter FKP Scorpio.

Es ist unfassbar genug, dass Jüdinnen und Juden auch 78 Jahre nach der Shoa in Köln und in Israel nicht sicher fühlen können. Umso unverständlicher ist es, dass man in dieser Stadt einem Musiker eine Bühne bietet, der antisemitistische Verschwörungsideologien und Israelfeindlichkeit verbreitet.

Dies widerspricht zutiefst dem Geist und dem Inhalt der Kölner Friedensverpflichtung, die bereits seit 2006 dem Engagement des Kölner Rats der Religionen unter Vorsitz von Oberbürgermeisterin Henriette Reker zugrunde liegt. Dort heißt es: „Mit unserer ganzen Kraft wollen wir dazu beitragen, dass Hass und Gewalt überwunden werden und Menschen in unserer Stadt Köln und überall auf der Welt in Frieden, Sicherheit, Gerechtigkeit und Freiheit leben können.“

Im Jahr 2021 haben 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert, dessen erste urkundliche Erwähnung sich auf die Gemeinde in Köln im Jahr 321 bezieht. Die erste Erwähnung eines christlichen   Bischofs von Köln reicht nur acht Jahre weiter zurück.

Genauso lange wie Ostern wird also auch Pessach in Köln gefeiert – das Fest der Befreiung und der Verheißung.

Die Befreiung von Unsicherheit und Ängsten und die Verheißung einer besseren Zukunft in Sicherheit und Frieden wünschen wir auch heute allen jüdischen Bürger*innen Kölns und Israels.

Das Konzert von Roger Waters in dieser Stadt stellt auch vor diesem Hintergrund eine unerträgliche Belastung dar.

Text: APK
Foto(s): Sammy Wintersohl

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