Betreuung im Alter zu Hause – Stiftungsforum am 6. September

Betreuung im Alter zu Hause – gerecht, gut und bezahlbar? Die Stiftung „Türen zum Nächsten“ lädt am Mittwoch, 6. September 2023, von 19 bis 21 Uhr zum Stiftungsforum ein, bei dem das wichtige Thema der Betreuung im Alter zu Hause beleuchtet wird. Ellen Tenkamp, Referentin beim ‚Pflegewegweiser NRW‘ der Verbraucherzentrale NRW, wird als Gastrednerin im Gemeindesaal der Evangelischen Kirche Frechen, Hauptstraße 209, 50226 Frechen, über Betreuung im Alter zu Hause sprechen.

In vielen Privathaushalten werden Frauen aus Osteuropa engagiert, die als sogenannte Live-Ins für mehrere Wochen bei der zu betreuenden Person leben, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Beim Abschluss eines Vertrags gibt es jedoch vieles zu beachten und rechtliche Fragen tauchen auf.

Vertragsmodelle und wichtige rechtliche Aspekte

Bei dem Stiftungsforum wird die Fachreferentin der Verbraucherzentrale NRW die vorhandenen Vertragsmodelle erläutern und wichtige rechtliche Aspekte aufzeigen. Die Veranstaltung „Betreuung im Alter zu Hause – gerecht, gut und bezahlbar?“ richtet sich an alle Interessierten, Betroffenen und engagierten Personen im sozialpolitischen Themenfeld.

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei. Gerne können Teilnehmende jedoch die Arbeit der Stiftung „Türen zum Nächsten“ mit einer kleinen Spende unterstützen.

Ein Interview mit Dorothea Heßler-Vorwerk, Evangelischer Sozialdienst und Beratungsstelle Arbeit:

Warum ist es wichtig, über dieses Thema zu sprechen?

Dorothea Heßler-Vorwerk: Viele pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen sehen sich in der schwierigen Situation, eine Betreuungsform zu finden, die den unterschiedlichsten Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden kann. Die pflegebedürftige Person möchte oftmals gerne im vertrauten Umfeld zu Hause bleiben, wo sie sich sicher fühlt und vielleicht noch von Nachbarn besucht werden oder, im vertrauten Umfeld spazieren gehen kann. Die Angehörigen möchten diesen Wünschen nachkommen, können aber oftmals nicht selber den notwendigen Betreuungsaufwand aufbringen, ohne über ihre eigene Belastungsgrenze zu gehen. Eine Pflege- beziehungsweise Betreuungskraft im privaten Haushalt scheint in solchen Situationen oftmals eine Lösung zu sein.

Was ist daran problematisch?

Dorothea Heßler-Vorwerk: Häufig werden dabei die Arbeitsrechte der Arbeitnehmerin nicht umfänglich berücksichtigt oder es werden Nachteile zum Beispiel bei der Sozialversicherung der Arbeitnehmerin meist aus Unwissenheit hingenommen. Private Haushalte erhalten ihre Informationen häufig einseitig über die Angebote der Vermittlungsdienste und verlassen sich auf deren Korrektheit. Dabei steht natürlich der Vertragsabschluss im Mittelpunkt. Es ist aus unserer Sicht wichtig, dass über eine neutrale Stelle wie der Verbraucherzentrale über Möglichkeiten der Betreuung im privaten Haushalt informiert wird, damit die Rechte der Arbeitnehmer und -innen bei dem Betreuungssystem berücksichtigt werden.

Gibt es hierbei noch Informationsdefizite?

Dorothea Heßler-Vorwerk: Vielfach ist mit der Betreuung zu Hause die Vorstellung verbunden, dass die bedürftigen Angehörigen damit 24 Stunden zu Hause betreut sind. Es wird nicht direkt kommuniziert, dass diese Kräfte in der Regel keine medizinische Ausbildung haben und viele Tätigkeiten gar nicht übernehmen dürfen.

Haben Sie dafür Beispiele?

Dorothea Heßler-Vorwerk: Beispielsweise Medikamente zusammenzustellen oder Spritzen zu geben. Außerdem muss die Betreuerin Pausenzeiten und freie Tage haben, an denen sie sich aufhalten darf, wo sie möchte und auch nicht für einen Notfall erreichbar sein muss. Dies würde ansonsten als Bereitschaftszeit zur Arbeitszeit gelten.

Warum bedeutet das Thema auch eine gesellschaftliche Herausforderung?

Dorothea Heßler-Vorwerk: Wenn man eine Betreuung im privaten Haushalt unter Berücksichtigung aller arbeitsrechtlicher Bedingungen umfassend realisieren möchte, wird dies für die wenigsten Haushalte zu finanzieren sein. Suggestion und Wirklichkeit klaffen weit auseinander. Im Grunde ist es auch ein politisches Thema, da sich in Bezug auf Betreuung und Pflege ihrer Angehörigen viele Bürgerinnen und Bürger mit großen Problemen alleingelassen sehen. Auf der einen Seite steigen die Heimkosten derart, dass bei einer Heimunterbringung trotz der Pflegeversicherung hohe private Zuzahlungen geleistet werden müssen, wobei dennoch die Unsicherheit besteht, ob die/der Angehörige dort gut versorgt werden kann. Stichwort: Pflegenotstand. Auf der anderen Seite sieht man sich als private*r Arbeitgeber/Auftraggeber*in in der Schwierigkeit, alle rechtlichen Aspekte auch im Hinblick auf den/die Arbeitnehmer*in zu berücksichtigen und ein Beschäftigungsverhältnis auf Augenhöhe zu gestalten. Wir bieten an diesem Abend die Möglichkeit an, sich objektiv über die Voraussetzungen einer umfangreichen Betreuung zu Hause zu informieren.

Text: APK
Foto(s): APK/Canva

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