Aufbruchstimmung auf dem Weg zum Kirchenkreis Köln-Linksrheinisch: Zum letzten Mal trafen sich die Synodalen aus dem Süden in Michaelshoven
Afrikanische Akzente setzte der mit der Liturgie beauftragte Frechener Pfarrer Hajo Kenkel beim Auftaktgottesdienst zur Herbstsynode des Kirchenkreises Köln-Süd in der Erzengel-Michael-Kirche. Die ist für den November zur „Wohnzimmerkirche“ umgestaltet und bot den Synodalen zahlreiche bequeme Sitzgelegenheiten auf Sofas und Sesseln. „Back to the roots“ hatte Kenkel den Gottesdienst überschrieben. Neben „Ein feste Burg“ standen auch einige afrikanische Lieder im Begleitheft. Kenkel predigte zu 1. Korinther 3, 1-11. In Korinth seien die Christen eine aufstrebende Minderheit gewesen, in der es unterschiedliche Strömungen gegeben habe. „Wir sind Gottes Bauwerk und Acker“, mahnte Kenkel. Die Kirche sei eine Gemeinschaft. Sie biete eine Einheit mit ganz viel Raum für Vielfalt. „Es sind nicht alle gleich. Wir sind in Verschiedenheit Christi Leib.“ Und zum Schluss: „Es ist egal, wer pflanzt oder gießt. Es kommt auf Gott an, der alles wachsen lässt.“
Superintendent Bernhard Seiger verabschiedete Pfarrerin Dr. Yvonne Brunk als Mitglied des Kreissynodalvorstands (KSV), Lothar Ebert, Reinhard Pachaly und Peter Pfannkuche als KSV-Mitglieder und Mitglieder der Kreissynode sowie Professor Udo Bühler und Marion Köhler als Mitglieder der Kreissynode. Seigers Dank galt insbesondere Ursel von Oberg, die als Leiterin der Superintendentur mit Wirkung vom 1. Februar 2026 in den Ruhestand tritt. Im Gottesdienst bekam Ursel von Oberg einen Blumenstrauß als Dank, während der Synode bedankte sie sich beim Superintendenten mit einem Strauß Blumen für die gute Zusammenarbeit.
Oberkirchenrätin Dr. Wibke Janssen überbrachte die Grüße der Landeskirche aus Düsseldorf. Sie sprach bildlich über Wolken mit Blick auf die „Wolke der Zeugen“ aus dem Hebräerbrief. Die Wolke bestehe aus zahllosen einzelnen Wassertropfen, sei aber trotzdem als Ganzes erkennbar. Wassertropfen könnten den Durst stillen, auch seelisch und geistig. Eine Wolke habe einen Umriss, aber keine Grenze. Man könne in sie hineingehen, ohne sich den Kopf zu stoßen. Sie könne Stacheldraht überwinden und sei durchlässig und anschlussfähig. Es gebe sogar Wolken aus Mücken. Manchmal müsse man unbequem und störend sein, etwa da, wo Ungerechtigkeit herrsche. Janssen erklärte, dass die Arbeit der Synodalen im Kirchenkreis Köln-Süd von der Kirchenleitung immer sehr wertgeschätzt worden sei.
Dann hielt Superintendent Seiger seinen Bericht über die Arbeit im vergangenen Jahr. Es war sein letzter Synodenbericht im Kirchenkreis, denn der fusioniert am 1. Januar 2026 mit den Kirchenkreisen Mitte und Nord zum Kirchenkreis Köln-Linksrheinisch. Seiger erinnerte an die Gründung des Kirchenkreises Süd, am 11. Juli 1964 in Rodenkirchen. „Es war die Zeit der Gemeindeteilungen und des Baus von neuen Gemeindezentren. So wurden 1965 Hürth und Zollstock geteilt. Es wurden neue Pfarrstellen eingerichtet, es war der Boom der Gemeindegliederzahlen. Es gab reichlich theologischen Nachwuchs. Im Jahr 1965 waren allein aus den Gemeinden in Köln-Süd zehn Theologiestudierende hervorgegangen. Auf den Tagungen der Synode ging es unter anderem um den Religionsunterricht an den Schulen als Teil des Pfarrdienstes, um Jugendarbeit und den theologischen Kurs des Kirchenkreises.“ Der Superintendent betonte, dass die Kirchenmusik und die Jugendarbeit, auf die man im Süden immer großen Wert gelegt habe, auch in Zukunft strukturell gesichert sei.
Die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bereich des Kirchenkreises gehe weiter. Die Meldestelle für diese Taten habe mehrfach neue Meldungen erhalten. „Die Akzeptanz für ein ehrliches Anschauen des Themas in unserem Bereich ist gewachsen. Ich bin den Presbyterien dankbar für diese Entwicklung, denn es ist schmerzhaft anzunehmen, dass Menschen in unseren Räumen und unserer Zuständigkeit in Bezug auf ihre sexuelle Selbstbestimmung nicht zu allen Zeiten sicher waren, sondern dass es Täter gab, die ihre Machtposition ausgenutzt haben.“ Seiger dankte den Vertrauenspersonen Siggi Schneider und Pfarrer Jansen-Haß für ihren „aufmerksamen Dienst“. Seit Mai 2025 durchkämmen fünf beruflich aktive und pensionierte Archivare und Polizeibeamte Personalakten des Kirchenkreises Köln-Süd und der Gemeinden, die Akten zur Verfügung gestellt haben, auf Hinweise zu möglichen Tätern.
Eine unmissverständliche Absage erteilte der Superintendent jeder Form von Antisemitismus. Seiger erinnerte an Veranstaltungen mit jüdischen Künstlerinnen und Künstlern und Referentinnen und Referenten, die weltweit abgesagt wurden. „Bundesweit ereignen sich im Schnitt täglich 24 antisemitische Vorfälle, eine Zunahme von 2023 bis 2024 um 77 Prozent auf 8.627 registrierte Vorfälle. Das muss uns alarmieren! Als Begründung für antijüdische Haltungen wird oft der Nahost-Konflikt genannt. Es darf aber nicht sein, dass jüdische Bürger in unserer Nähe verantwortlich gemacht werden für politisches Handeln in Israel, auf das sie keinen Einfluss haben.“ Seiger sprach stellvertretend für die evangelische Kirche in Köln und Umgebung: „Wir wollen ein respektvolles und vertrauensvolles Zusammenleben mit unseren jüdischen Nachbarn, denn in Köln und Region stehen wir zusammen! Das haben wir mit unserem dritten Ökumenischen Schweigegang am 6. November ausgedrückt.“
Der Superintendent richtete den Blick nach vorn. „Mit der Kirchenkreisfusion leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu, unseren Mantel als Organisation zu verkleinern, Gremien und Parallelstrukturen einzusparen und auch nach und nach Verwaltung und Leitung zu verschlanken.“ Aber man werde auch investieren und neue Akzente setzen. Seiger nannte beispielhaft das „Leuchtturmprojekt“ Campus Kartause. Das Projekt liege im Zeit- und Budgetplan und werde in einem Jahr eröffnet. Weitere Beispiele für die Zukunftsgewandtheit der Kirche seien die neuen Wege, die man bei der Mitgliederbindung gehe, und die Angebote des Segensbüros „Hätzjeföhl“. Die Resonanz gerade auch auf Seiten der Medien sei bemerkenswert. „Ein weiteres Beispiel innovativer Formate ist das Projekt ,Hier und weiter‘ des Kirchenkreises Köln-Mitte, im Internet zu finden unter www.hierundweiter.de. Wahrscheinlich werden wir noch mehr Aufwand darauf verwenden müssen, Formate für Alleinlebende zu entwickeln. So sehr wir als Ortskirche stark sind in der Familienarbeit mit Kitas, Kirche mit Kindern und Konfiarbeit, so sehr müssen wir auch der Verschiebung der Lebensformen wahrnehmen. Ich bin sicher: Auf diesem Ausprobieren von Neuem liegt Segen.“
Der Superintendent erinnerte an die Aufbruchstimmung nach dem Kirchentag 2007 in Köln. Einen ähnlichen Effekt erwartet Seiger vom Kirchentag 2027 in Düsseldorf. „Ich glaube, hier liegt die Chance, dass viele Konfirmanden und Jugendliche unserer Region erstmals einen Kirchentag live erleben, weil es so nah ist. Es wird mit 100.000 Teilnehmenden geplant. Die Gäste werden erleben, dass wir viele sind und dass das bunte und vielfältige Fest des Glaubens ausstrahlt in Stadt und Land. Der Kirchentag wird ein Bild davon geben, wie wir mit wachen Augen, Herz und Gefühl, mit Haltung und Zuversicht, unserem Glauben und Freude an der Demokratie in unserem Land leben können.“
Seiger teilte mit, dass im Zuge der Haushaltskonsolidierung die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) vermutlich aus dem System der Evangelischen Studierendengemeinden (ESG) aussteige. Die landeskirchlichen Pfarrstellen würden aufgehoben, die Wohnheime verkauft. „Der pädagogische und seelsorgliche Auftrag kann, wenn gewünscht, von den Städten beziehungsweise Kirchenkreisen, die eine ESG haben, als Erwachsenenarbeit der Kirchenkreise an der Hochschule fortgeführt werden. Köln gehört mit der größten ESG im Rheinland dazu. Wenn dazu schlüssige Konzepte erarbeitet werden, kann diese Arbeit von der EKiR gefördert werden.“
In der Aussprache über den Bericht wurde das Leid vieler Hunderter Theologinnen und Theologen benannt, die vor 20-30 Jahren nicht in den kirchlichen Dienst übernommen wurden. Ferner wurden die Sorge um den theologischen Nachwuchs, die Überlastung der Presbyterien durch Strukturprozesse sowie das schwierige Signal für junge Akademiker bezüglich der beabsichtigten Aufgabe der ESG-Arbeit der Landeskirche angesprochen.
Synodalassessor Michael Miehe moderierte den Tagesordnungspunkt zur Fusion der drei Kirchenkreise, die nach Veröffentlichung im Kirchlichen Amtsblatt genehmigt ist. Superintendent Markus Zimmermann, Superintendent Bernhard Seiger und Assessorin Miriam Haseleu werden den Bevollmächtigtenausschuss des Kirchenkreises Köln-Linksrheinisch leiten, Zimmermann als offizieller Vorsitzender. Der Großteil der Verwaltung wird zunächst an den bisherigen Standorten in Köln-Niehl und Brühl verbleiben und Anfang 2027 auf das Gelände des Campus Kartause umziehen. Alle an den Jahresabschlüssen des Kirchenkreises für die Jahre 2021, 2022 und 2023 Beteiligten entlastete die Synode einstimmig.
Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann/Frauke Komander
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