Adventszeit…
O komm, o komm, du Morgenstern
Advent ist im Dezember, das ist eine kalendarische Wahrheit. Wir feiern in der Nordhalbkugel den Advent im dunkelsten Monat des Jahres. Sehr bewusst. Und so haben sich Bräuche entwickelt, die das Licht in die dunkle Jahreszeit bringen sollen.
Und Advent ist eine Zeit des Wartens. Advent ist eine Zeit der Sehnsucht. Dass es wieder hell wird. Auf den Heiland. Auf die Geschenke. Auf die leuchtenden Augen. Warten darauf, dass es nicht nur im Wohnzimmer und draußen auf der Straße, sondern auch in unserem Leben hell wird.
Wie es in dem Lied eg19 ausgedrückt wird.
„O komm, o komm, du Morgenstern, lass uns dich schauen, unsern Herrn.
Vertreib das Dunkel unsrer Nacht durch deines klaren Lichtes Pracht.
Freut euch, freut euch, der Herr ist nah. Freut euch und singt Halleluja.“
O komm, o komm… Der Verfasser Otmar Schulz freute sich darauf in dieser Zeit des Wartens – etwas zur „fröhlich-ausladenden“ Melodie singen zu können. Als langjährige Chorsängerin weiß ich, wie gut meinem Leben das Singen tut. Es kann die Stimmung heben, den Körper aufrichten und Menschen miteinander verbinden.
Und dann in der Zeit des Wartens – der Dunkelheit und der Sehnsucht – kann so eine Melodie und so ein Text die Flamme der Hoffnung nähren.
Adventszeit – unser zweifaches Warten auf Christus. Auf das Warten auf die Feier seiner Geburt und auf das Warten seiner versprochenen Wiederkunft. Ein echtes Warten – dass sich der Morgenstern in unserem Leben zeigt und offenbart.
Und so dockt das Lied an alte Traditionen mit ihren alten versteckten Symbolen an. Es knüpft an die Bräuche des 9. Jahrhunderts an, in denen in den letzten 7 Tagen vor Weihnachten die sogeannten „O-Antiphone“ gesungen wurden, die die Aussagen zum erwarteten Messias – Christus bündeln.
O Sapientia – O Adonai – O Radix Iesse – O Clavis David – O Oriens – O rex gentium – O Emmanuel
(O Weisheit aus dem Munde des Höchsten – O Gott im brennenden Dornbusch – O Wurzel Jesse – O Schlüssel Davids – O Morgenstern – O König der Völker – O „Gott mit uns“)
Die Anfangsbuchstaben rückwärts gelesen ergeben: ERO CRAS – Ich bin die Zukunft.
Unsere Sehnsucht nach Leben und Zukunft wird im Lied von Otmar Schulz gebündelt, der die alten Symbole bündelt und uns zum Licht – zu der Freiheit – die Freiheit gewährt – und zum Lob Gottes führt.
Franziska Boury, Pfarrerin in Hürth-Efferen
(Quellen: in Anlehnung an Wiebe Vielhauer, Werkstatt spezial K1-GW1/ Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch [11]3ff.)